Einhand-Segeltörn 2010 in Griechenland von Erich Bichlbauer mit der S/Y KIRLEKING



1.Teilbericht: Von Korfu nach Patmos und weiter nach Naousa auf der Insel Paros (15.4.-19.5.2010)

Ich lieg im Moment in der schönen grossen Bucht von Naousa an der N-Seite der Insel Paros. Seit ich am 15.4. in Korfu aufs Schiff gegangen bin hatte ich bis heute am 21.5. fast ausschliesslich schönes sonniges Wetter. Heut ist es erstmals bewölkt und soeben ist ein ordentlicher Regenschauer niedergegangen. Dafür bin ich dankbar, denn die KIRLEKING ist schon mit einer ordentlichen Salz- und Staubschichte bedeckt die jetzt endlich abgewaschen wird. Ich nütze auch das erstmals schlechte Wetter um den 1.Teil meines Törnberichts den ich im Lauf meiner bisherigen Fahrt schon begonnen hatte, fertigzustellen.

Den grössten Teil meiner Route von Korfu aus rund um den S der Peloponnes in die Ägäis hab ich ja schon mehrmals beschrieben und deshalb möchte ich mich auch entsprechend kurz fassen.

Nachstehend vorab zur Orientierung die bisherige Fahrtroute:


Reiseroute
Für größere Ansicht einfach anklicken

Am Beginn meines diesjährigen Törns mit der KIRLEKING, einer 2-Mast Ketsch vom Typ Maramu (AMEL) von 13,8m Länge, habe ich in 2-facher Hinsicht Glück. Als ich nämlich am 15.4. vormittags meinen Flieger nach Athen und von dort weiter nach Korfu besteige, wundere ich mich in Athen über den weitgehend leeren Flughafen. Ohne näher darüber nachzudenken führe ich das auf die „Wirtschaftskrise“ zurück und erfahre erst nach Ankunft spätabends in Korfu vom Taxifahrer von der „Aschewolke“ die den Grossteil des Flugverkehrs zum Erlahmen gebracht hatte. Da dämmert es mir dass ich offensichtlich einen der letzten Flieger an diesem Tag bestiegen hatte, der den Flughafen Schwechat noch verlassen konnte...!

Nach einer gemütlichen Nacht „am Trockenen“, empfängt mich am Morgen strahlender Sonnenschein und ich erfahre von Hrn.Spiros – dem Werftbesitzer- dass es in den letzten Tagen fast pausenlos geregnet hatte und heute endlich der 1. schöne Tag seit langem sei und nicht nur das – eine Schönwetterperiode ist angesagt.......! Also wieder Glück!

Meine Glückssträhne sollte jedoch bald zu Ende sein, denn leider müssen wir (Spiros sowie Theodoro, der Mechaniker) bei einer Probefahrt mit der KIRLEKING feststellen, dass das unangenehme „Singen“ der Propellerwelle nach dem Einbau eines neuen Motors vergangenes Jahr, trotz der Bemühungen seitens Theodoro das zwischenzeitlich zu beheben, weiterhin gegeben ist. Irgendwie kommt dann Theodoro plötzlich die Idee einmal in Athen anzurufen wo man meinen Propeller an den neuen Motor angepasst hatte. Und siehe da, die wissen sofort Bescheid, „da dieses Phänomen fallweise auftritt“...! Theodoro schlägt vor den Propeller im Wasser(!) auszubauen und nach Athen „zur Korrektur“ schicken.



Die „Skyline“ der Stadt Korfu.. Von meinem Ankerplatz mit der „amputierten“ KIRLEKING aus, habe ich eine schöne Aussicht auf die Stadt und kann  bei herrlichem Wetter auch das An- und Ablegen der grossen Kreuzfahrtschiffe beobachten.

Ich willige ein und verlege die KIRLEKING zu einer kleinen in Sichtweite des Hafens von Korfu befindlichen Insel. Dort wird unter Anleitung von Theodoro der Propeller von einem seiner Freunde – einem Sporttaucher – in etwa 15min ausgebaut – nach Athen geschickt - und nach 3 Tagen wieder montiert. Alles verläuft planmässig und auch das unangenehme „Singen“ ist danach weg! Auch hatte Poseidon mit mir ein Einsehen, denn während der 3-tägigen Liegezeit mit der „amputierten“ KIRLEKING entsprechen die moderaten Windverhältnisse voll der vorher abgerufenen Prognose.

Ich nütze den unfreiwilligen Aufenthalt um 2x mit dem Dingi Besorgungen in einem Supermarkt nahe der etwa 3sm entfernten Gouvia Marina zu machen.

Theodoro, der Mechaniker gemeinsam mit seinem Taucherfreund bei der Demontage (li Bild) und Montage (re Bild) des korrigierten Propellers. Im rechten Bild ist der am Rand abgeschliffene Bereich eines der 3 Propellerflügel erkennbar (s.Pfeil). Überraschend  ist, dass eine so kleine Änderung so grosse Auswirkungen haben kann! Darüberhinaus läuft die KIRLEKING  mit dem so angepassten Propeller bei gleicher Motordrehzahl nun um gut einen halben kn schneller als vorher.

Endlich kann ich mich am 23.4. auf den Weg nach S machen. Bei noch immer weitgehend strahlend schönem Wetter und durchwegs günstigen Windverhältnissen fahre ich mit Übernachtung auf den Syvota-Inseln nach Lefkas wo ich meine Freunde Hanni und Erich aus Eben im Pongau treffe. Sie liegen nun schon seit einigen Tagen in der Marina in Lefkas und sind dort sehr zufrieden. Diese Marina hat sich ganz offensichtlich in jeder Hinsicht gut entwickelt.


Querung des Eingangs in den Golf  v. Patras Richtung S. In der Ferne die Felseninsel Oxeia

Im Licht der untergehenden Sonne erscheint das Meer oft wie aus Blei gegossen

Nach kurzem Aufenthalt in der Vlycho-Bucht bei Nidri (Insel Lefkas) geht’s weiter nach SE in den Golf v. Petala nördlich der Einfahrt in den Golf v. Patras. Tags darauf ,vorbei an der felsigen Insel Oxeia , quere ich diesen Golf Richtung S wobei ich herrliches Segeln bei Wind der mit gut 20kn aus dem Golf herausbläst, d.h. für mich Wind von querab, geniesse. Somit erreiche ich schon bald den Hafen v. Katakolon wo 2 riesige Kreuzfahrtschiffe an der Pier liegen die den Passagieren den Besuch des nahegelegenen Olympia ermöglichen.


Katakolon

Im Hafen von Katakolon liegen gleich 2 Kreuzfahrtschiffe die hier den Touristen den Besuch des naheglegenen Olympia ermöglichen

Unweit dieser Schiffsriesen gehe ich vor Anker und kurz danach trifft ein Schwesterschiff – ebenfalls eine Maramu (AMEL)-re im Bild- mit einem schweizer Ehepaar an Bord ein

Von meinem Ankerplatz vor dem Hafen kann ich das Spektakel rund um das an Bord gehen und  die per Lautsprecher an die Passagiere gegebenen Anweisungen mitverfolgen. Danach verlassen beide Schiffe den Hafen und es ist wieder ruhig. Ich mach einen kleinen Bummel im Ort und unterhalte mich auch beim Abendessen mit 2 Griechen von denen einer etwas deutsch spricht über „die Krise“. Sie nehmen’s gelassen und meinen nur dass man die MWST-Erhöhung nicht auf alle Güter gleichmässig, sondern mit Schwerpunkt auf die Luxusgüter hätte vornehmen sollen.



Kurz vor Erreichen von Methoni passiere ich die charakteristischen Felsformationen vor der Einfahrt in den Golf v. Navarone.Im Hintergrund schwach erkennbar der Ort Pylos der am S-Ende des Golfes liegt (Blick nach E).

Bei weiterhin strahlendem Sonnenschein und vornehmlich Wind von achtern geht es weiter nach Methoni an der S-Spitze des W-lichsten Fingers der Peloponnes. Dabei passiere ich etwa 7sm N-lich von Methoni die Einfahrt in den Golf v. Navarone. Ich gehe an Land und versorge mich hier in dem mir schon bekannten Laden vornehmlich mit frischem Gemüse.

Da mein Radar fallweise ausfällt (höchstwahrscheinlich Wackelkontakt in der Einheit am Mast), suche ich übers Internet eine nahegelegene Servicestation und werde tatsächlich fündig. Sie befindet sich in Kalamata – nur etwa 30sm von mir entfernt – wo es auch eine Marina gibt. Aber es ist Freitag der 30.4. und die folgenden 2 Tage wird auch dort nicht gearbeitet, wie mir ein freundlicher, gut englisch sprechender Angestellter telefonisch mitteilt.


Die venezianische Festung Methoni

Die KIRLEKING in der Bucht vor der Festung

Um nicht zu viel Zeit zu verlieren fahre ich trotz dieses Handikaps weiter und hab’s bis jetzt nicht bereut, da bisher das Radar kein weiteres Mal ausgefallen ist – ich werd’s aber trotzdem bei nächster Gelegenheit überprüfen lassen!

Bei weiterhin strahlendem Sonnenschein, mache ich von meinem Ankerplatz in Pto.Kayo nahe der S-Spitze des Mittelfingers der Peloponnes meinen obligatorischen ca. 2 ½ stündigem Ausflug zum „Todesorakel des Poseidon“. Es tut einfach gut wieder einmal ordentlich die Füsse zu vertreten...!


Auf dem Weg zum „Todesorakel des Poseidon“. Im Hintergrund die Bucht v. P.Kayo mit der KIRLEKING vor Anker

Ein tief in’s Land reichender Fjord an der E-Seite, nahe der S-Spitze der Halbinsel – auch ein schöner Ankerplatz

Nur etwa 3 Stunden brauche ich bei 15-20kn Wind und herrlichem Vorwindkurs bis zur Insel Elafonisos nahe des E-lichsten Fingers der Peloponnes und die ich noch am selben Tag gegen 1900h erreiche.

Nach einer durch Schwell verursacht, etwas unruhigen Nacht, starte ich um 0720 zur längsten Etappe von 75sm meiner Reise – zur Insel Milos, die ich am 3.5. erreiche und in der grossen Bucht von Adamas den Anker werfe.


Das gefürchtete Kap Malea an der S-Spitze des E-lichsten Fingers der Peloponnes – das aber heute ganz friedlich ist

Die Chora von Milos, an deren höchstem Punkt einstmals eine Festung stand. Heute sind nur noch kleine Reste davon vorhanden

Das Wetter ist traumhaft schön und in der Sonne hat es 35°C. Ich bleib einen Tag, erledige kleinere Einkäufe und geniesse erstmals ein richtiges Sonnenbad. Für ein Glas frisch gepressten Orangensaft im Café an der „Flaniermeile“ zahle ich 4,30€(!). Ich kann mich zufällig an den Preis vom letzten Jahr erinnern – er lag bei 3,20€. Abgesehen von diesem „Ausrutscher“ sind die Preise für’s Essen anscheinend jedoch weitgehend unverändert geblieben.

Am 5.5. fahre ich weiter in den O.Despotikos auf der Insel Antiparos. In dieser riesigen Bucht hatten die Engländer im 2.Weltkrieg einen Stützpunkt für ihre Flotte. Mein nächstes Ziel ist die kleine Insel Donousa W-lich von Naxos. Bei anhaltend schönem Wetter dreht der Wind nach meiner Ankunft auf S, sodass ich gezwungen bin die schöne Bucht O.Dendro an der S-Seite der Insel zu verlassen und mich an die W-Seite in die Bucht O.Roussa zu verholen. Die Bucht ist zwar ein sicherer Ankerplatz aber ziemlich trostlos.

Bei anhaltend schönem Wetter und Wind von 15-20kn aus SE breche ich am nächsten Tag zu meinem vorläufigen Etappenziel – zur Insel Patmos auf. Hier verbringe ich insgesamt 9 Tage. Ich übernachte meist in verschiedenen Buchten und fahre beinahe täglich in den Hafen von Skala, dem Hauptort der Insel. Ich gehe jedoch nur ein einziges Mal mit der KIRLEKING an die Mole um meine Tanks mit Diesel und Wasser aufzufüllen. Sonst bleibe ich immer im Hafen vor Anker und mache einen Ortsbummel. Da hab ich weniger Arbeit mit dem An- und Ablegen und ausserdem ist es sicherer, da es an der Pier oft zu einem „Ankersalat“ kommt, was für ein unbeaufsichtigtes Schiff gefährlich sein kann.


Patmos

Der Hafen in Skala und die eindrucksvolle Klosterfestung

Die KIRLEKING in der Bucht von Skala Patmou vor Anker

Skala Patmou wie der Hafen korrekt heisst, wird auch jetzt in der Vorsaison fast täglich von Kreuzfahrtschiffen angelaufen und die Passagiere werden in Bussen zur Klosterfestung bzw. zur Kirchengrotte gebracht wo der Apostel Johannes angeblich seinem Schüler die Apokalypse diktiert hat.

Als ich einmal im S-Teil der weiten Grikou-Bucht an einem einsamen Platz vor Anker gehe und abends bei Einbruch der Dunkelheit von einem Tavernenbesuch auf das Boot zurückkehre, habe ich das bisher unangenehmste Erlebnis auf dieser Reise. Etwa eine Stunde danach – es ist bereits völlig finster - höre ich plötzlich immer näherkommendes Motorengeräusch. Ein kleines mit einer Kajüte versehenes Motorboot hält in voller Fahrt direkt auf mich zu. Trotz des Vertrauens in mein starkes Ankerlicht eile ich rasch mit einer Lampe bewaffnet an Deck und gebe dem näherkommendem Boot zusätzlich Lichtzeichen. Es hält aber weiterhin, ohne seine Fahrt zu verringern, direkt mittschiffs auf mich zu. Nur wenige Meter vor Erreichen meines Schiffes dreht es abrupt ab und fährt in voller Fahrt weiter wobei es knapp an meinem Bug vorbei fahrend eine Kurve beschreibt und wieder in die Richtung zurückfährt aus der es gekommen war. Ich vernehme laute Zurufe der etwa 3-4 Männer die sich an Bord befinden, die ich aber natürlich nicht verstehe. Zum Glück ist die Ankerkette nicht gespannt, sonst hätten sie diese sicher in den Propeller bekommen.


Patmos

Ein kleiner Fischerhafen

Eine Kapelle

Ich wurde zwar verschiedentlich gewarnt, dass es infolge der „Griechenland – Krise“ zu gewissen Spannungen im Verhältnis, insbesondere zu deutschen Touristen, kommen könnte, doch möchte ich eher davon ausgehen, dass es sich hier um eine „besoffene Geschichte“ gehandelt hat...! Auf jeden Fall hat mir dieses Erlebnis einen gehörigen Schrecken eingejagt.

Abgesehen von diesem unangenehmen Ereignis wird mein Aufenthalt auf dieser sonst so schönen Insel zusätzlich etwas getrübt, da oft - auch des nachts - starker und oft drehender Wind aus dem S-lichen Quadranten bläst wodurch das Liegen in den mehrheitlich nach N ausgerichteten Buchten ungemütlich ist. Einmal muss ich sogar in der Nacht wegen stark drehendem Starkwind – in Böen bis 30kn - in der so sicheren Grikou-Bucht zwei Mal meinen Ankerplatz wechseln!

Unter anderem hat mich das diesmal davon abgehalten längere Landausflüge zu unternehmen.


Patmos

Eine kl.Kirche nahe der Einfahrt in den Hafen v.Skala Patmou

Ein Fischer bringt sein Netz aus

Am Mittwoch den 19.5. verlasse ich Patmos mit Ziel in die weitläufige Bucht vor der Ortschaft Naousa an der N-Spitze der Insel Paros. Anfangs ist es erstmals bewölkt doch dann lacht wieder die Sonne und Wind zwischen 10-15kn aus N-licher Richtung ermöglichen mir ein rasches Vorwärtskommen.

Wie bereits eingangs erwähnt nütze ich das erstmals „schlechte Wetter“ und stelle hier auf meinem Ankerplatz in der Bucht vor Naousa, an dem wir auch anlässlich des Blue Water Race 2000 (BWR 200) geankert haben, meinen vorläufigen 1.Bericht fertig.


Liebe Grüsse,
Erich Bichlbauer