ein Bericht von Erich Bichlbauer
Der 1. Bericht bezog sich auf die Fahrt von Korfu bis zur Ankunft auf der Insel Patmos. Nachstehend der 2. Bericht über den Aufenthalt auf der Insel Patmos und die Reise zurück nach Korfu. Zunächst aber die Karte über den gesamten Törnverlauf.
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Freundliche Griechen auf PATMOS.....
Am nächsten Tag, es ist Samstag der 20.5. nach meiner Ankunft in der Grikou-Bucht auf PATMOS, fahre ich gegen 1500 Uhr in den nur ca. 2sm entfernten weiter N-lich in einem fijordähnlichen Einschnitt malerisch gelegenen Haupthafen Skala (griechisch: „die Treppe“ .....hinauf zur Johannes-Klosterfestung), dessen Gebäude aufgrund der langen Besetzung durch die Italiener teilweise italienische Stilelemente aufweisen. Ich lege mich an die für Segelyachten bestimmte Mole im N-lich gelegenen Hafenbereich. Während des Anlegemanövers sieht mir eine auf der benachbarten S/Y versammelte österreichische Crew einer Charteryacht mit unverwandten Blicken zu, ohne auch nur eine Geste der Hilfsbereitschaft erkennen zu lassen. Dafür übernimmt der herbeigeeilte freundliche „Wassermann“ , der mir nachher aus seinem kleinen Tankwagen gegen
5,-€ Entgelt meinen 1000 l Tank auffüllt, die bereits an den Davits aufgeschossenen Heckleinen. Auch organisiert er für mich den Diesel-Tankwagen der etwas später eintrifft und ich bunkere 150 l Treibstoff. Dann besorge ich mir im gegenüber gelegenen kleinen „Supermarkt“ einige Lebensmittel und nütze die günstige Versorgungsmöglichkeit um mir auch 6 Gebinde (zu je 9l) Trinkwasserflaschen aufs Boot zu schaffen. Während ich mit den Lebensmitteln zum Boot marschiere um diese gleich zu verstauen, lässt es sich die nette Angestellte nicht nehmen mir das Wasser etwa 30m weit zum Boot zu tragen und schlägt auch ein dargebotenes Trinkgeld mit den Worten, „sie hat sonst ohnehin nichts zu tun“, kategorisch aus! So etwas ist mir bisher noch nie widerfahren!
Die sichere und schöne Grikou – Bucht auf Patmos | Skala Patmou mit der Chora und der Klosterfestung |
Dann bummle ich zur „Port Authority“ auf der anderen Seite des Hafens und lasse mir unter Vorweis meiner Bootspapiere Ankunft und Abfahrt aus Patmos bestätigen. Genau genommen sollte man das ja in jedem Hafen tun. Ich aber begnüge mich damit diesen Vorgaben nur fallweise nachzukommen. Vor allem auch deshalb weil mich die – von rühmlichen Ausnahmen abgesehen - fast immer herablassende und arrogante Art der Angestellten dieser Behörde ärgert.
Da es mittlerweile schon spät geworden ist und ich keinesfalls die Nacht an der dem Lärm und Gestank des vorbeiflutenden Straßenverkehrs voll ausgesetzten Pier verbringen möchte, lege ich rasch ab und fahre in die etwa 1,5 sm entfernte NE-lich des Hafens gelegene Bucht O. Agriolívadhiou.Diese ruhige, dem noch etwas weiter NE-lich gelegenen, von Touristen übervölkerten bekanntesten Badestrand der Insel O. Kampos vorgelagerte Ankerbucht ist gut geschützt, wozu auch eine der Bucht vorgelagerte kleine Insel beiträgt.
Ein nachhaltiges Schockerlebnis mit gutem Ausgang....
Ich habe mir diesen Platz ausgewählt um in Ruhe verschiedene Schreibarbeiten zu erledigen wozu auch die Fertigstellung des 1.Teils meines Törnberichtes, den ich vor 3 Tagen auf der Insel DONOUSA begonnen habe, zählt.
Gleich am Morgen des nächsten Tages vertiefe ich mich in meine Arbeit auf meinem Laptop so sehr, dass die Zeit wie im Flug verrinnt und es bereits gegen 1700 Uhr geht als ich unter anderem auch meinen Bericht fertig habe.
Kaum hab ich das alles erledigt, schlägt meine bisherige Anspannung zunehmend in große Müdigkeit, verbunden mit einem Gefühl von Schwäche und Hilflosigkeit um. Plötzlich fällt es mir schwer mich von einer Seite der mir jetzt übergroß erscheinenden Kajüte auf die andere zu bewegen und sogar die Fortsetzung meines Törns erscheint mir in diesem depressiven Zustand in zunehmendem Maß als unmögliches Unterfangen. Zudem überfällt mich große Angst überraschend gezwungen zu sein meinen Ankerplatz aus irgendwelchen Gründen verlassen zu müssen, da ich dazu im Moment einfach nicht in der Lage wäre. Das alles treibt mir den Schweiß nur noch stärker aus den Poren wozu natürlich die große Hitze in der Kajüte von mehr als 30°C das ihre dazu beiträgt.
Trotz meiner misslichen Lage überlege ich fieberhaft was ich alles unternehmen muss um mich wieder zu erfangen. Als erstes krame ich mühsam ein Fieberthermometer hervor, dessen Metallhülle jedoch wegen jahrelanger Nichtverwendung völlig verrostet ist. Mittels zweier Zangen und Rostlösungsmittel gelingt es mir endlich den Inhalt unbeschädigt freizulegen und nach einer weiteren Kraftanstrengung die bei etwa 42°C „festgefressene Flüssigkeitssäule“ auf ein normales Niveau zu bringen. Ein Schock erfasst mich als ich schon bei der ersten Messung eine Temperatur von 38,5°C feststellen muss, die sich bei 2 nachfolgenden Messungen nur mehr unwesentlich auf 38,8°C (!) erhöht. Der mit dieser Feststellung verbundene „Adrenalinstoss“ reißt mich ein wenig aus meiner Lethargie und ich inhaliere als erstes den Dampf von im Wasser gelöster „Wick-Salbe“. Danach mache ich mir „Essigpatschn“ (Socken mit Essig getränkt über die ich dicke trockene Socken überstreife) und natürlich jede Menge heißen Tee mit Zitronen von denen ich glücklicherweise genug an Bord habe.
Angelika und Klaus auf ihrer schönen VINDÖ 50 in Skala | In Skala Patmou |
Ich weiß nicht mehr wie lange ich für das alles gebraucht habe. Aber zu guter letzt zieh ich mich auch noch warm an und leg mich – zugedeckt mit 3 Wolldecken – in die ohnehin brütendheiße Achterkajüte. Fast augenblicklich verfalle ich in einen traumlosen Tiefschlaf aus dem ich irgendwann als es schon stockfinster ist erwache, um mich im Trancezustand so gut es geht von meinen völlig nassen Sachen zu befreien.
Nie werde ich den Augenblick vergessen als ich am nächsten Tag irgendwann gegen 0900 Uhr die Augen öffne und mir die Sonne voll ins Gesicht scheint, da ich natürlich vergessen hatte die Vorhänge zuzuziehen. Nur ganz langsam kommt die Erinnerung an das Vorgefallene hoch die mich aber rasch durch das Chaos das mich in der Kajüte umgibt in die Wirklichkeit zurückversetzt. Als ich mich daraufhin – nach mehr als 12 Stunden Schlaf - langsam erhebe, kann ich es kaum fassen...ich fühle mich wie neugeboren! Keine Spur mehr von Schwäche. Ich hab einen Bärenhunger und bereite mir rasch ein deftiges Frühstück. Ich versuche mich an möglichst viele Einzelheiten des gestrigen Tages zu erinnern aber trotzdem erscheint mir das alles jetzt wie ein böser Spuk. Was bleibt ist letztendlich ein großes Glücksgefühl dass ich das so gut überstanden habe und ich wieder „voll einsatzfähig bin“.
Trotz meiner neugewonnenen Kräfte, verwerfe ich meine geplanten Ausflüge zu Fuß und fahre stattdessen am Nachmittag nochmals in den Hafen wo ich mich im N-lichen Teil vor Anker lege. Nach dem neuerlichen Besuch des Internet Cafés und einem Bummel durch den Ort komme ich am Rückweg mit Angelika und Klaus, einem netten deutschen „Aussteiger-Ehepaar“ ins Gespräch und verbringe etwa 1h auf ihrer an der Pier vertäuten „CRUISING QUEEN“ , einer „Vindö 50“ (10,4m lang - „50“ steht für Segelfläche). Klaus, ein Computerfachmann und Angelika sind kinderlos und haben einige Jahre vor Erreichen des Pensionsalters ihre Zelte zu Hause vollständig abgebrochen. Sie leben nun seit 2 Jahren auf ihrem Boot und sind sehr zufrieden! Ihr Schiff ist wunderschön gepflegt. Leider vergesse ich sie um ihre E-Mail Adresse zu bitten, sodass ich ihnen das gut gelungene „Abschiedsfoto“ nicht zusenden kann...! Aber vielleicht treffe ich sie nächstes Jahr wieder. Die Welt der Segler ist ja bekanntlich sehr klein!
Die letzte Nacht auf PATMOS verbringe ich wieder in der Grikou-Bucht. Dann breche ich am Donnerstag den 25.5. bei günstigem Wind von 15-18kn aus dem N-lichen Quadranten zu der weiten und – zumindest zu dieser Jahreszeit (noch) – völlig einsamen Ankerbucht an der N-Küste der Insel AMORGOS und der kleinen vorgelagerten Insel NIKOYRIÁ auf. Für die Einfahrt in diese Bucht wähle ich erstmals (ich war schon einmal hier) die E-lich gelegene, sehr schmale und seichte Durchfahrt durch den „Stenó Kakopérato“. Gemäß Seekarte halte ich mich an der N-Seite der Durchfahrt und habe zeitweise nur 1,4m Wassertiefe unter dem Kiel...! Ich bin das einzige Boot in dieser weiten, fast noch unverbauten, von karstigen Hügeln umgebenen Bucht, in der ich nur fallweise durch das ferne Blöcken einer Schafherde „gestört“ werde...! Ich genieße die Ruhe und den schönen Sonnenuntergang.
Steilabfallende Felswände an der NE-Seite v. Amorgos | Die weite Ankerbucht an der N-Seite von Amorgos |
Am nächsten Tag lichte ich erst gegen 1300 Uhr den Anker und mache mich auf den Weg an die S-Küste der Insel SCHOINOUSA. Kurz nachdem ich die offene See erreiche nimmt der Wind langsam aber ständig auf 25kn zu und erreicht in der Durchfahrt zwischen der Insel KEROS im N und ANDIKEROS im S etwa 30kn sowie in äußerst heftigen Fallböen die von den kahlen Felswänden von KEROS herunterprasseln bis zu 40kn. Das entspricht auch voll und ganz den Angaben in den sehr aussagekräftigen Karten des griechischen Kapitäns Elias, die die S – lichen Küsten der Inseln in diesem Seebereich wegen ihrer gefährlichen Fallwinde besonders hervorheben.
Gegen 1600 Uhr werfe ich in der am S-lichsten gelegenen Bucht von SCHOINOUSAden Anker, verhole mich aber kurze Zeit danach infolge unangenehmen Schwells in die nächste N-licher gelegene, von dürren Wiesen und großteils halbfertigen Ferienbungalows eingesäumte Bucht. Zwar weht auch hier der stark böige Wind fast die ganze Nacht hindurch aber zumindest liege ich hier ohne unangenehmen Schwell vor Anker.
Mein Ankerplatz an der SW-Seite von Schoinousa |
Am nächsten Tag mache ich einen Ausflug in den höher gelegenen Hauptort Myrsini und gehe dann auf der anderen Seite der Erhebung etwa 30min hinunter zum kleinen Haupthafen der Insel. So schön die Lage der Insel auch ist, so bin ich von den allgegenwärtigen Baustellen halbfertiger Ferienbungalows und den vielen kleinen „Mülldeponien“ in Form von Bauschutt und verrosteten Maschinenteilen etc. frustriert. Als eine der Folgen davon ist die Fliegenplage auf der Insel allgegenwärtig und beim Mittagessen in einer netten Taverne im Hafen muss ich mein Essen gegen diese Plagegeister permanent verteidigen.
Eindrucksvolle Ankerbucht O. DESPOTIKO.....
Mein nächstes Ziel ist die etwa 22sm entfernte zwischen den Inseln ANDIPAROSund DESPOTIKO gelegene sehr weitläufige und v.a. im N-lichen Bereich seichte Ankerbucht O. Despotiko, die im 2.Weltkrieg auch von der englischen Flotte als operative Basis genutzt wurde. Streng genommen ist es ja keine Bucht, da es sich praktisch um eine Meerenge zwischen den genannten Inseln handelt. Aber die sehr geringe Wassertiefe verbunden mit einer vorgelagerten Insel im N vermitteln den Eindruck einer bestens geschützten Ankerbucht. Nach einer ruhigen Überfahrt werfe ich schon gegen 1400 Uhr den Anker im NW-lichen Teil der Bucht und genieße das Baden im kristallklaren Wasser. Abgesehen von 3 einladenden Tavernen an der S-Seite von ANDIPAROS sind die Ufer weitestgehend unverbaut. Am späteren Nachmittag verhole ich die KIRLEKING in unmittelbare Nähe dieser Tavernen. Von diesen hat man einen schönen Ausblick auf die sanft geschwungenen, teilweise grünen Hügel der nur eine halbe Seemeile im S gelegenen und nur 8km2 großen, fast unbewohnten Insel DESPOTIKOS, auf der man bei Ausgrabungen wertvolle Funde gemacht hat.
O.Despotiko:
Ein „idealer Ankerplatz“ vor einer guten Taverne... | ...und Morgenstimmung am Tag der Weiterreise |
Wetterumschwung verbunden mit starkem S-Wind...
Nachdem ich längere Zeit überlegt habe ob ich noch einmal die Vathi-Bucht auf SIFNOS anlaufen, oder gleich nach MILOS weiterfahren soll, entscheide ich mich für Letzteres – eine weise Entscheidung wie ich einige Tage später von Michaela u. Rainer, den Eignern der S/Y AQUARIUS erfahren habe...! Diese habe ich kurz im O. DESPOTIKO und dann gut eine Woche später in Pto. Kagioauf der PELOPONNES wieder getroffen. Anlässlich dieses neuerlichen Treffens haben sie mir von einer „Flutwelle“ berichtet, die (während ich schon in MILOS war) die sonst so sichere Vathi-Bucht überflutet hat und dabei etliche Yachten in Schwierigkeiten gebracht hat.
Nach einer ca. 6 stündigen Fahrt bei spiegelglatter See und brütender Hitze erreiche ich am 29.5. gegen 1400 Uhr wieder einmal die Bucht von Adamasauf MILOS und begebe mich kurz danach zu einem Einkaufsbummel an Land. Kaum an Land, kommt ziemlich rasch starker S- Wind auf und die weite Bucht von Adamas ist bald darauf mit weißen Schaumkronen bedeckt. Ich habe große Mühe mit dem Dingi wieder auf die in den Wellen stark schlingernde KIRLEKING zurückzukehren und v.a. diese wieder zu entern. Die Crews einiger Charteryachten die die Pier von Adamas wegen des auflandigen Windes verlassen mussten und jetzt ebenfalls vor Anker liegen, müssen infolge des starken Wellengangs auf ihren abendlichen Tavernenbesuch verzichten.
Es bleibt mir vor Einbruch der Dunkelheit gerade noch so viel Zeit mein Dingi in die Davits zu hieven, den Anker zu lichten und das Schiff in den 1,8sm entfernten S-Teil der Bucht zu verlegen, wo der böige Wind zwar mit ebensolcher Stärke von den Hügeln herunterpfeift, aber das Wasser wegen fehlender Wellenbildung relativ ruhig ist. Und so verbringe ich auf diesem Platz eine angenehme Nacht, kann aber nicht nachvollziehen warum die übrigen, in der aufgewühlten See vor Adamas schlingernden Charteryachten, meinem Beispiel nicht gefolgt sind.
Da der starke S-Wind größtenteils auch am folgenden Tag anhält, verlege ich meinen Ankerplatz nur während des Tages wieder in die Nähe des Ortes um den Tag an Land verbringen zu können. Am Abend kehre ich wieder an die S-Seite der Bucht zurück.
Annäherung an die E-Seite der Peloponnes | Mein Ankerplatz in der Bucht von Gerakas (E-Seite d. P.) |
Wo liegt MILOS...?
Bei zeitweise starkem Wind zwischen 18 und 28kn aus S und SW breche ich am Mittwoch den 31.5. schon um 0700 Uhr mit Ziel Monemvasia im S der PELOPONNES auf. Vor allem auch infolge des starken Wellengangs kann ich das gewünschte Ziel nicht anliegen und laufe nach 12 stündiger Fahrt den kleinen aber malerisch in einer fijordähnlichen, zum Teil von Felsen eingerahmten Einbuchtung gelegenen Hafen Gerakas an der E-Küste der Peloponnes an, der etwa 8sm N-lich von Monemvasia liegt. Um 1900 Uhr lasse ich in dem von Felswänden umgebenen Bereich der Einbuchtung meinen Anker fallen und begebe mich auf der Suche nach einer Taverne in den anscheinend fast ausgestorbenen Ort an Land.
Dabei kommen mir 2 Deutsche etwa in meinem Alter entgegen und ich erkundige mich bei ihnen nach einer guten Taverne. Im Laufe des darauf folgenden Gesprächs erklären sie mir voll Eifer dass sie schon seit vielen Jahren mit Zelt bzw. Wohnwagen nach Griechenland fahren und sich nun vor 2 Jahren – nach ihrer Pensionierung – ein Haus hier in der Nähe gekauft haben. Sie lernen auch fleißig griechisch und ihr Ziel ist es sich hier möglichst gut zu integrieren. Als sie mich fragen woher ich komme, deute ich auf die in Sichtweite vor Anker liegende KIRLEKING und sage: „Von MILOS“. Daraufhin fragt der eine von ihnen: „MILOS – wo liegt denn das“? Ich schau ihn verdutzt an und wiederhole mit Nachdruck: „Von der Insel MILOS“!Daraufhin beide fast wie aus einem Mund: „Ne wissen'se , Griechenland hat ja so viele Inseln – det kann ma ja net alle kenne...“!
Rasch beende ich das Gespräch um mir meine Verblüffung nicht anmerken zu lassen.
Die Festung Monemvasia – das „Gibraltar des Ostens“....
Mir bietet sich ein imposanter Anblick als am nächsten Tag – es ist Freitag der 2.6. - bei ruhiger See und nach nur 3sm Fahrt die rund 300m hohe, etwa 1sm ins Meer hinausragende, großteils von steilen Felswänden eingefasste und daher auch oft als das „Gibraltar des Ostens“ bezeichnete Festung Monemvasia vor mir auftaucht. Ich gehe in der landseitig gelegenen, 2,5 sm N-lich der Festung gelegenen Bucht vor Anker und fahre am nächsten Tag mit dem Dingi die 2,5sm bis zur kleinen „neuen Ortschaft“ Gefira (= „Brücke“), die unmittelbar gegenüber dem Zugang – einer Steinbrücke - zur Festung liegt und die an die „alte Ortschaft“ Kastro angrenzt.
Bei brütender Hitze kämpfe ich mich nach Erreichen des am Fuß der Festung gelegenen Dorfes, das in seinen großteils engen steinigen Gässchen Cafés und Tavernen mit eindrucksvoller Aussicht, sowie etliche Souvenirläden und sogar einige kleine Hotels beherbergt, den steilen schottrigen Pfad nach oben. Ich komme dabei aus dem Staunen über die Kühnheit mit der viele der Häuser nahe den fast senkrecht aufstrebenden Felswänden, welche im Bereich ihres Kammes von einer starken Festungsmauer eingefasst werden, errichtet wurden. An manchen Stellen hat man den Eindruck als müsste sich jeden Moment ein Felsbrocken aus der Wand lösen...!
Monemvasia:
Blick von N | Blick von S: Das Dorf u. die Festungsmauer, rechts oben die byzantinische Kirche, links oben die Zitadelle |
Knapp unterhalb der Mauerbegrenzung erreicht man durch einen kühn in die Felsen gehauenen Durchgangsstollen die eigentlichen weitläufigen Festungsanlagen. Diese umfassten neben diversen Unterkünften, einer Zitadelle, Munitionsdepots, Lagerräumen, einer (gut renovierten) byzantinischen Kirche auch mehrere von dicken Steinmauern eingefasste Zisternen. Von diesen Anlagen zeugen heute (ausgenommen die Kirche und eine relativ gut erhaltene Zisterne mit einem kühlen Wasserbett) nur mehr Überreste aus Steinen die teilweise von Gras und Gestrüpp überwuchert sind.
Monemvasia:
Blick hinauf zur Festungsmauer während des Aufstiegs |
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Die byzantinische Kirche auf der Festung | Blick von der Festungsmauer hinunter auf das Dorf |
Ich wandere ein paar Stunden auf den engen teilweise von hohem dürrem Gras eingefassten Fußsteigen, bewundere immer wieder die imposante Aussicht und versuche mich dabei ein wenig in die Zeit zurückzuversetzen als hier die jeweiligen Besatzer oft jahrelang ausharren mussten. Gemeinsam mit dem künstlich angelegten Wasserreservoir machte angeblich ein kleines Getreidefeld die Festung auch für mehrjährige Belagerungen autark – zumindest für eine kleine Besatzung von etwa 30 Mann. Es würde zu weit führen hier die wechselvolle Geschichte der Festung erörtern zu wollen. Die erste Ansiedlung auf dem Felsen erfolgte jedenfalls schon im Jahr 583 n.CHr. und im Jahr 1822 tagte hier - noch während der Befreiungskriege von den Türken - die erste griechische Nationalversammlung.
Heute leben die wenigen Bewohner des am Fuß der Festung gelegenen Dorfes hauptsächlich vom Tourismus.
Eine „Monsterwelle“ beschädigt mein Navtex – Gerät.....
Am 3.6. verlasse ich bei herrlichem Wetter gegen 0900 Uhr meinen Ankerplatz und erreiche in rascher Fahrt in S-licher Richtung „unterstützt“ von teils böigem Wind von der Landseite das Kap Malea schon nach knapp 3 Stunden. Obwohl mir aufgrund des böigen Windes bewusst ist (und das wurde auch vom Wetterdienst vorausgesagt), dass ich in der ab dem Kap beginnenden Kithira -See mit starkem Wind aus W rechnen muss, bin ich optimistisch die relativ kurze Distanz von 11sm (ab dem Kap) zu meinem Ziel, der Insel ELAFONISOS, trotzdem irgendwie zu schaffen. Als ich das Kap Malea im Respektabstand umrunde scheint es für kurze Zeit als ob meine Befürchtungen unbegründet sind. Aber schon bald danach als ich immer mehr in W-liche Richtung steuere, sehe ich in der Ferne immer deutlicher werdende weiße Schaumkronen auf mich zukommen und es dauert nicht allzu lange, dass ich mich mitten in einer von Wind aus W zwischen 30 und 35kn aufgewühlten See befinde. Zusätzlich dürfte bei dieser Windrichtung ein nicht uunbeträchtlicher Strom Richtung E (also für mich gegenan) zwischen dem E- lichsten Finger der PELOPONNES und der nur 4sm südlicher gelegenen Insel KITHIRA gegeben sein.
Fahrt der KIRLEKING von Monemvasia zur Insel Elafonisos (Automatische Aufzeichnung der Fahrtroute im Tsunamis-Seekartenprogramm) |
Das alles, aber vor allem die relativ kurzen und steilen Wellen die den Bug der KIRLEKING ständig tief eintauchen lassen um danach flutwellenartig das ganze Schiff bis hinauf zu meiner Cockpitüberdachung unter Wasser zu setzen, machen ein Vorwärtskommen äußerst mühsam. Nur unter Maschine und stark gerefftem dichtgeholten Groß kämpfe ich mich langsam vorwärts. Infolge der an diesem Küstenabschnitt vorgelagerten kleinen Klippen muss ich mich, immer hart am Wind fahrend, von diesem weiter in Richtung offene See entfernen was die Gefahr mit Schiffsbegegnungen auf der stark befahrenen E-W- Schifffahrtsroute birgt. Zusätzlich nimmt noch die Wellenhöhe deutlich zu, sodass meine Sicht nach vorne infolge der ständig überkommenden Wassermassen äußerst eingeschränkt ist. Trotz dieser Situation lasse ich das Hauptluk leicht geöffnet um wenigstens von meinem Steuerstand aus immer wieder einen Blick auf den Radarschirm zu erhaschen.
Begegnung auf See |
Und da passiert es unversehens und ohne Vorwarnung! Als ich zufällig meinen Blick nach Luv wende erblicke ich in nur etwa 3m Entfernung neben mir eine grüne, fast senkrecht aufsteigende Wand deren obere Begrenzung ich infolge der Cockpitabdeckung nicht ausmachen kann. Im nächsten Augenblick lass ich das Steuer aus, klammere mich mit beiden Armen eisern an die starke, neben dem Steuerstand befindliche Niro- Stange und bin dem darauf folgenden ohrenbetäubenden Schlag bei dem das gesamte Cockpit und ich selbst unter Wasser gesetzt werde nur mehr hilflos ausgesetzt. Danach ist es kurzzeitig fast gespenstisch ruhig während das Wasser aus der Cockpitwanne langsam abläuft. Ich aktiviere den Autopilot und stürze in die Kajüte, da durch den Spalt des geöffneten Hauptluks auch eine beachtliche Wassermenge in diese eingedrungen ist. Dabei hat auch der in Luv befindliche Navigationstisch etwas abbekommen. Fieberhaft trockne ich den zum Glück nur von einigen Wasserspritzern erreichten Laptop. Aber zu meinem Schrecken muss ich feststellen, dass mein Navtex Gerät, das sich an und für sich an einer deutlich besser geschützten Stelle als der Laptop befindet, wesentlich mehr abbekommen hat und zumindest die Schreibeinheit des Gerätes dies nicht überlebt hat - wie sich auch später bei genauerer Betrachtung herausgestellt hat – leider Totalausfall!
ELAFONISOS:
Der starke Wind hat die Badenden von den schönen Sandstränden im S der Insel vertrieben | Mein Ankerplatz in der Levki - Bucht | |
Im Hauptort Elafonisos im N der Insel | Die Insel wird im N nur durch eine ca.600m breite und ca. 2m tiefe Furt vom Festland (im Hintergrund) getrennt |
Gegen 1300 Uhr kann ich die an der W- Seite der Insel ELAFONISOS gelegene Levki – Buchtanliegen wobei sowohl der Wind aber vor allem die Wellenhöhe mit zunehmender Annäherung an die Insel abnehmen. Um 1500 Uhr lasse ich in der ruhigen netten Bucht in der noch 2 weitere Yachten ankern, nach rund 7 Stunden Fahrt, die mir diesmal aber wie eine ganze Tagesreise vorgekommen sind den Anker fallen ....und mache mich daran das heillose Chaos unter Deck wieder in Ordnung zu bringen.
Danach setze ich mich ins Cockpit und versuche das Vorgefallene zu analysieren. Ich komme zu dem Schluss, dass sich diese „Monstersee“ - zum Glück für mich – offensichtlich genau über dem Schiff gebrochen und dadurch viel von ihrer Energie eingebüsst hat. Diese Schlussfolgerung wird dadurch erhärtet weil sich – soweit ich das mitbekommen habe - während des ganzen Vorganges die KIRLEKING nur unwesentlich weggelegt hat, was andernfalls bei einem richtigen „Überrollen“ von so einer Welle wohl anders ausgesehen hätte...!
Ich bleibe 2 Tage auf der Insel und marschiere täglich gut eine Stunde zu dem an der N-Seite gelegenen Hauptort von dem aus mehrmals täglich eine Fähre die etwa 600m breite und nur etwa 2m tiefe Furt zum Festland quert.
Aufgrund des anhaltend starken W- Windes sind die um diese Zeit von Badenden frequentierten schönen Sandstrände im S der Insel leergefegt.
Die Bucht von Porto Kagio (Blick nach S) | Mit meinen Bekannten in Pto.Kagio | |
Kakteensträucher im S der Halbinsel MANI. Die Früchte (rechtes Bild) kann man auch essen wenn sie reif sind, das heißt wenn sie oberflächlich eine leicht rötlich-violette Färbung aufweisen (Diese sind es noch nicht!) |
Zwei nette Skipper-Ehepaare und eine „Internet – Bekanntschaft“ in Pto. Kagio....
Erst am 6.6. lässt der Wind endlich nach und ich fahre weiter W- wärts zum rund 25sm entfernten Mittelfinger der PELOPONNES in die kleine Bucht von Porto Kagio.
Dort mache ich Bekanntschaft mit „Christine und Ludwig“, den Eignern der S/Y LUNE, einer wunderschönen und ganz offensichtlich auch schnellen „HANSE 43“. Sie sind aus Wien und Mitglieder im BYC in Rust. Auch mit „Michaela und Rainer“, dem deutschen Eignerehepaar der schönen S/Y AQUARIUS bin ich einige Male zusammen und wir alle gemeinsam verbringen einen netten Abend in „meiner Haustaverne“.
Einmal kommt auch ein schweizer Ehepaar die (zu zweit) mit einer kleinen Charteryacht unterwegs sind an meinen Tisch und sagen zu meiner Überraschung „wir kennen sie schon“!
Ich bin natürlich überrascht aber sie erklären mir, dass sie daheim im Internet Erkundigungen über die Insel ELAFONISOS eingezogen haben und dabei auf meine Berichte auf der Homepage des YC Podersdorf gestoßen sind...! Das „Link“ zu mir war natürlich der Bootsname „KIRLEKING“ der ja auch in großen Buchstaben auf meinem Großbaum prangt. Die „Internet – Welt“ ist eben klein und ich fühle mich natürlich geschmeichelt!
Vom Glück begünstigte Weiterfahrt nach Methoni.......
Ich bleibe 2 volle Tage in Porto Kagio und fahre am Freitag den 9.6. bei weitgehend ruhigem Wetter weiter nach NW zum W- lichsten Finger der PELOPONNES in die ruhige Bucht von Methoni. Auch Michaela und Rainer brechen gemeinsam mit mir auf, doch sie nehmen Kurs auf die etwas weiter S-lich gelegene Insel SAPIENTZA.
An diesem Tag bin ich vom Glück begünstigt, da der „Poseidon – Wetterbericht für diesen Seenbereich Starkwind von 5-7Bft aus NW vorausgesagt hat, dieser in Wirklichkeit jedoch nur ca. 1Bft erreicht – zu meinem Glück - denn sonst hätte ich die nach NW führende Strecke von 45sm auf meiner Route vom Kap Tainaron bis Methoni wohl kaum geschafft.
In der Bucht von Methoni (Blick nach NE) | ...ein seltener Anblick einer holländischen S/Y in der Vlycho – Bucht bei Nidri |
Problemlose und gemütliche Weiterfahrt durchs Ionische Meer Richtung N....
Von Methoni aus geht es am 10.6. in flotter Fahrt und bei durchwegs ruhigem und schönen Wetter N- wärts über Katakolon (11.6.) , den Golf von Petala (12.6.) weiter in die Tranquil Bay (13.6.) die unmittelbar gegenüber der Touristenhochburg Nidri liegt.
Dort erstehe ich bei „George“ - eine komplette neue Toilette für das Vorschiff die ich tags darauf in 6-stündiger schweißtreibender Arbeit einbaue. Es ist unglaublich welche Energie man plötzlich entwickelt wenn man - wie in meinem Fall - wochenlang mit „Toiletten – Dichtungsproblemen“ konfrontiert ist.
Am nächsten Tag besuche ich wieder einmal „Hauke und Chris“, ein deutsches Ehepaar, die ich schon seit vielen Jahren kenne und die sich, so wie viele andere sesshaft gewordene Yachties, auf der nahe gelegenen Insel MEGANISIein Haus mit einmalig schöner Aussicht gebaut haben.
Fahrt nach N im Ionischen Meer – Querung der Einfahrt in den Golf von Patras. In der Ferne die Insel Oxeia | Meine Leibspeise: Ein gut gewürztes „Letscho“ mit Spagetti, Muscheln (aus der Dose) und nat. Knoblauch... |
„Heimkehr“ nach KORFU......
Am 16.6.vormittags passiere ich wiederum die Drehbrücke nahe der Stadt Lefkasmit Ziel Pargas, der an der W-Küste des Festlandes idyllisch gelegen Urlaubermetropole, wo ich mich in einem Pulk weiterer 4 Yachten in die sehr kleine, teilweise von Felsen eingerahmte, nur wenige Meter vor der Hafenpromenade befindliche Einbuchtung lege. Anstatt an Land zu gehen beobachte ich genussvoll vom Cockpit aus das lebhafte Treiben an der Promenade und den Terrassen der zahlreichen Tavernen und Restaurants und komme mir dabei vor als hätte ich einen schönen Logenplatz in einem großen Theater.
Die Einfahrt in die Bucht vor Parga | Die Marina Korfu und die Festung der Stadt Korfu |
Am Samstag den 17.6. breche ich bei brütender Hitze und völliger Windstille zu meinem letzten Tagesziel, der rund 35sm entfernten Gouvia Marina auf KORFUauf. Gegen 1500 Uhr erreiche ich die mit Bojen gekennzeichnete Einfahrt zur Marina und lege mich in deren Nähe nochmals vor Anker um ausgiebig zu baden. Danach fülle ich den Dieseltank an der nahe der Marina gelegenen Tankstelle auf und kurz darauf geleitet mich das Marina – Schlauchboot zu meinem über VHF – Radio erbetenen Platz. Ich bleibe noch 4 Tage auf meinem Liegeplatz in der Marina bevor die KIRLEKING am 21.6. vormittags auf der Spiros – Werft nahe der Stadt Korfu wieder an Land geholt wird. Auch die letzte Nacht verbringe ich noch am Schiff und fahre am 22.6. frühmorgens direkt von der Werft mit dem Taxi zum Flughafen.
Als ich endlich in der Maschine bin und ich kurz danach wieder einige Inseln und sogar Buchten die ich kurz zuvor besucht hatte aus der Luft erkennen kann, kommt in mir wieder das Gefühl der Dankbarkeit auf, dass ich auch diesmal so viele schöne Erinnerungen mit nach Hause nehmen kann und dass „Schiff und Mannschaft“ trotz mancher aufregender Erlebnisse diesen Törn so gut beendet haben.
Beste Grüße,
Erich Bichlbauer