2.Bericht von Erich Bichlbauer über den 2.Teil des Segel-Einhandtörns 2007 in Griechenland.


Von der Chalkidike  SE - wärts bis zu den Inseln des Dodekanes. Über Santorin und Milos wieder zurück nach N in die Marina Porto Carras auf der Chalkidike.

Im 1.Bericht der bereits vorliegt habe ich meine Erlebnisse auf meinem Törn von Korfu durch den Kanal von Korinth und weiter  zur Chalkidike dargelegt (s. die mit roten Pfeilen markierte Strecke in nachstehender Karte). Nun möchte ich mit meinem 2.Bericht über den 2.Teil meines Törns (s. die mit blauen Pfeilen markierte Strecke in der Karte) berichten. Der 3.Bericht über den 3.Teil meines Törns 2007 (s. die mit schwarzen Pfeilen markierte Strecke) ist noch ausständig.


Für größere Ansicht einfach anklicken

 

Bericht über den 2.Teil des Törns 2007 (s. blaue Pfeilmarkierung in obiger Karte):

Drei  vergebliche Versuche zur Insel Limnos überzusetzen....

Am 13.5. verlasse ich nach 2 Tagen Aufenthalt die Marina Porto Carras auf der Chalkidike. Ich möchte weiter zur etwa 60sm E-lich gelegenen Insel LIMNOS. Als Ausgangspunkt für die Überfahrt wähle ich die etwa 30sm entfernte grosse von einigen schönen Sandstränden eingesäumte Bucht von Sykia an der E-Seite der Halbinsel Sinthonia gelegen. Die an der W-Seite der Bucht nahe dem Ort Sykia schön gelegene Taverne „Zorbas“ hat nicht nur den Vorteil einer guten abwechslungsreichen Küche sondern man kann auch in diesem Bereich der Bucht bei ruhigem Wetter die Nacht vor Anker verbringen da die meist von Fischerbooten okupierte kleine Mole ein Festmachen oft nicht ermöglicht.

An den folgenden 2 Tagen versuche ich vergeblich die Überfahrt nach LIMNOS, doch Wind und Wellen aus dem NE-lichen Quadranten sind gegen mich und ich muss mein Vorhaben nach jeweils etwa 2 Stunden abbrechen – nachdem sogar mein Magen revoltiert und damit droht mein gutes Frühstück wieder einmal Poseidon zu opfern...! Dabei verschlägt es mich wieder in die etwa 15sm entfernte Bucht Kufo an der S-Spitze der Halbinsel Sinthonia wo ich zufällig nochmals mit Dirk (s. mein 1.Bericht) zusammentreffen.

Chalkidike: Halbinsel Sinthonia (Mittelfinger der Ch.)


Die von einer weissen Steinmauer eingefasste Taverne „Zorbas“ im kleinen Fischerhafen von Sikia



Blick von der Taverne auf die weite Bucht von Sikia

Der2000m hohe Athos Berg von Sikia aus gesehen .Kein
Nebeldunst u. keine Wolken im Gipfelbereich – eine Seltenheit! (Blick nach E)


Vor Anker in der Kufo – Bucht im S der Halbinsel
Sinthonia

Als die griechischen Götter meinem Vorhaben auch am 3.Tag nicht gewogen sind, drehe ich nach etwa 2 Stunden zermürbenden Schlingerns in der aufgewühlten See kurz entschlossen nach S ab und laufe nun bei günstigem Wind wieder auf die Nördlichen Sporaden zu.

Fahrt nach Skyros und Besuch des Grabmals von Rupert Brookes....

Wieder verbringe ich in der sicheren Bucht Panagia an der NE-Spitze der Insel PELAGONISI eine ruhige Nacht und fahre am nächsten Tag bei schönem Wetter weiter Richtung S nach SKYROS wo ich wiederum an der N-Seite des grossen Golfs von Kalamitsa nahe des Haupthafens Linaria vor Anker gehe.

Da ich von hier aus die Ägäis in SE-Richtung durchqueren will um einige Inseln des Dodekanes zu besuchen aber andererseits gerade ein Sturmtief über diese hinwegzieht, bleibe ich auf der Insel und nütze anderntags das hier (noch) schöne Wetter zu einem Ausflug zum Grab von Rupert Brookes (1887-1915) einem bekannten zutiefst patriotischen englischen Dichter der als Soldat auf SKYROS begraben wurde nachdem er an einem Insektenstich gestorben war als die englische Flotte auf ihrem Weg in die Türkei auf  der Insel Station machte.

Sein Grabmal liegt an der S-Seite der Insel in einem einsamen Olivenheim und wird von einer privaten Organisation gepflegt die sich weltweit der Gräber gefallener englischer Soldaten annimmt.

Um den Fussmarsch zum Grab durch das grossteils öde und karstige Inselinnere etwas abzukürzen, lege ich die KIRLEKING an die E-Seite des etwa 3sm grossen Golfs vor Anker.

Skyros:


Im Hafen v. Linaria. Im Hintergrund das nette Café „Cabos“

Mein Tagesankerplatz an der E-Seite des Golfs von Kalamitsa von dem aus ich zum Grab von Rupert Brookes wandere
Die einsame kleine Strasse  zum Grab von R.Brookes führt durch karstiges Gebiet mit nur dürftiger Vegetation

Das Grab des engl.Dichters .Rupert Brookes (1887-1915)

Sonnenuntergang

Als ich bald danach auf der kleinen eintönigen, völlig einsamen asphaltierten Strasse in flimmernder Hitze durch die karstige Gegend wandere und mir fallweise einige verstreute Ziegen die in den selten anzutreffenden Gebüschen Schutz vor der sengenden Sonne suchen ihr „mäh,mäh...mäh“ nachrufen, will mir der in tropischen Gegenden oft gehörte Ausspruch - „nur Esel und Weisse gehen in die Sonne“ -  einfach nicht aus dem Kopf gehen. Nach gut 2 stündigem Fussmarsch erreiche ich endlich das einsame Grab und erst jetzt wird mir schmerzlich bewusst, dass ich vergessen habe mir wenigstens eine Wasserflasche mitzunehmen. Infolge des immer stärker werdenden Durstgefühls aber auch der in zunehmendem Masse brennenden Fusssohlen, gestaltet sich der Rückmarsch zu einem kleinen Martyrium. Auf der gesamten Wegstrecke begegne ich nur 2 Motorrollern und einem Mietwagen  –  alle offensichtlich von Touristen gesteuert.

Am nächsten Tag fällt auch über SKYROS das schlechte Wetter her. Schlagartig sinkt die Temperatur bis auf etwa 16 ºC und Sturmböen verbunden mit Regenschauern peitschen das Wasser des Golfs der alsbald mit Schaumkronen überzogen ist. Ich bleibe insgesamt 4 Tage um Wetterbesserung abzuwarten. Aufgrund von Winddrehungen muss ich in dieser Zeit öfters den Ankerplatz wechseln was insbesondere am frühen Morgen wenig erbauend ist.  An einen Landgang ist während dieser Zeit aus Gründen der Sicherheit für das Schiff nicht zu denken.

Erst am Montag den 21.5. ist die Wetterprognose günstig und ich kann bei gutem Wind meine Weiterfahrt zur Insel PSARA fortsetzen.

Die etwas bedrückende Insel Psara und der Einfluss des Popen....

Beim Anlegen an der schönen Mole in PSARA helfen mir 2 französische Paare die kurz zuvor aus der Türkei kommend ebenfalls eingetroffen sind. Sie wirken etwas verstört und fragen mich – nachdem sie offensichtlich etwas Vertrauen gefasst haben um Rat, da sie über keinerlei griechische Bootspapiere verfügen. Nachdem ich dem sehr eifrigen Hafenkapitän meine Papiere vorgelegt habe, treffe ich die französische Crew erst wieder am Abend. Sie sind jetzt wie ausgewechselt und erklären mir freudestrahlend, dass sie sich mit dem gut französisch sprechenden Popen der Insel angefreundet haben. Dieser hat sie daraufhin beim Hafenkapitän „nachdrücklich als seine Freunde deklariert“ worauf dieser bereitwillig auf jegliche Kontrolle der Schiffspapiere verzichtet hat....!

Psara:


Bei Annäherung aus NW - licher Richtung sieht man die Kirche, die zum Gedenken an die Freiheitskämpfer im Kampf gegen die Türken errichtet wurde


Noch nie bin  ich einem mit Früchten so dicht besetzten Maulbeerbaum begegnet. Ich mag Maulbeeren sehr gern und  komme hier voll auf meine Rechnung

An der Mole im Hafen v. Psara  .Im Hafenbecken erkennt man noch die Überreste der Poller an denen angeblich einmal die so stolze und grosse Flotte der Insel vertäut war.

Die kleine Insel PSARA besass während der griechischen Revolution gegen die Türken im Jahr 1821 die drittgrösste Flotte im ägäischen Raum. In einer von den Türken 1824 durchgeführten Strafexpedition gegen die Insel wurden etwa 2/3 der Inselbewohner getötet. Erst 1912 wurde PSARA wieder griechisch. Auch heute noch ragen einige einsame Pfähle aus dem Hafenbecken an denen angeblich die einst so stolze Flotte vertäut war. Diese sind irgendwie kennzeichnend für die Schwermütigkeit aber auch eine gewisse Verschlossenheit der wenigen, meist älteren  Inselbewohner, gegenüber Fremden.

Weiterfahrt nach Patmos...

So landschaftlich schön die Insel auch sein mag, bin ich doch ganz froh meine Fahrt am 22.5. bei leichtem Regen aber gutem Wind aus dem W-lichen Quadranten an die S-Spitze der Insel Chios fortsetzen zu können. Ich verbringe eine ruhige Nacht im O.Salagonas und fahre am nächsten Tag bei schwachem Gegenwind aber ruhiger See weiter zur Insel Patmos. Bei schönem  Wetter  passiere ich die E-Spitze der Insel Ikaria um anschliessend zwischen den felszerklüfteten Inseln der Fournoi – Gruppe hindurchzufahren und um gegen Abend in der Grikou – Bucht auf Patmos vor Anker zu gehen.

Patmos:


An der Mole in Skala Patmou



Das berühmte Johanneskloster

Hier baue ich am nächsten Tag die Welle meiner Impellerpumpe aus da ein Lager derselben verschlissen ist was bei laufender Maschine ein ständiges Tropfen desselben zur Folge hat. In der an der S-Seite der Bucht gelegenen sehr hilfsbereiten Werft „Patmos Marine“ hat man zufällig ein zwar schon gebrauchtes aber noch intaktes Lager passender Grösse vorrätig wodurch sich der Fehler beheben lässt. Im nahegelegenen Haupthafen Skala Patmos erledige ich Besorgungen und bunkere Diesel und Wasser.

Levitha:


Die fijordähnlich tief eingeschnittene Ankerbucht



Nach getaner Arbeit am Bauernhof

Nette Begegnung auf der kargen Insel Levitha.....

Das anhaltend schöne Wetter motiviert mich am 25.5. gegen Mittag zur Weiterfahrt  zur etwa 20sm S-lich gelegenen Insel Levitha wo ich in der gleichnamigen Bucht mit fijordähnlichem tiefen Einschnitt an der S-Küste der Insel gegen 1600 den Anker werfe. Die sichere Bucht in der schon etliche Yachten – vorwiegend an fest verankerten Bojen liegen – ist von karstähnlichem Gestein umgeben und bietet dem Blick somit wenig Abwechslung. Das wird aber teilweise kompensiert durch meine Wanderung am Abend zu dem etwa 30min entfernten „Bauernhof“ wo ich 2 junge französische Zahnärzte antreffe um dann mit Ihnen bei einfachem rustikalen Essen einen netten Abend zu verbringen. Wir sitzen im Hof des Anwesens und es ist fast ein wenig „wie beim Heurigen“ – nur ohne „Schrammeln“. Für mich auch eine willkommene Gelegenheit meine Französischkenntnisse wieder einmal zu testen. Als wir uns über Stock und Stein spätabends wieder zu unseren Booten zurücktasten dauert es trotz der mitgenommenen Taschenlampen einige Zeit bevor wir über viel Felsgestein kletternd wieder zu meinem Dingi zurückfinden -  wobei natürlich der reichlich genossene Ouzo das seine dazu beiträgt! Erst nachträglich kommt in mir das Bewusstsein hoch welch grosse Anstrengungen es die Menschen auf diesem einsamen Bauernhof kosten muss um landwirtschaftlichen Nutzen aus diesem durch und durch mit Steinen durchsetzten Boden zu ziehen.

Die eindrucksvolle Festung auf Astypaläia...

Am 26.5. nehme ich bei schönem Wetter Kurs auf die Insel Astypalaia wo ich bereits gegen 1500  in der Bucht O.Leivadia, SW - lich des Hauptortes der Insel gelegen, im Anblick der von der Seeseite her eindrucksvoll wirkenden Festung vor Anker gehe. Eine Besichtigung der Festung weicht jedoch einer gewissen Ernüchterung, denn zahlreiche Schuttberge (teilweise mit Abfällen vermengt) im Innenbereich der Festungsanlage dämpfen etwas die Euphorie über die wirklich imposanten Ausblicke die man von dieser geniesst.

Astypalaia:


Mein Ankerplatz mit Blick auf die Festung


Im Hauptort während des Aufgangs zur Festung


Ausblicke von der Festung...



...entlang der stark gegliederten Küste nach NE


...auf den Ort mit den 6 chrakteristischen  Windmühlen


...vom Glockenturm aus auf meinen Ankerplatz

Eine frustrierende Erkundungsfahrt...

Am nächsten Tag mache ich mich zu einer „Erkundungsfahrt“ zu dem kleinen nur aus Felsen bestehenden  etwa 30sm SW-lich gelegenen Inselchen Makra auf. Den Grund dafür liefert mir der sehr geschätzte und detaillierte Yachtfüher des griechischen Kapitäns Elias der für diese Insel ausdrücklich „shelter from all winds with it small bays all around“, angibt. In der „normalen Literatur“ (Rod Heikell, Radspieler etc.) findet diese kleine Insel nicht einmal Erwähnung und so fühle ich mich ein wenig als „Entdecker“ als ich mich der Insel gegen Mittag nähere. Meine Enttäuschung ist jedoch gross als sich  nach fast vollständiger Umrundung des kleinen unwirtlichen Eilandes herausstellt, dass dieses -  auch in Anbetracht der in Ufernähe grossen Wassertiefen von etwa 30m - über nicht einen einzigen brauchbaren Ankerplatz verfügt. Hier hat sich offensichtlich in die Mitteilungen des Kapitäns Elias der Druckteufel eingeschlichen!


Meine „Erkundung“ der I.Makra u. Weiterfahrt n. Anafi (automatische Aufzeichnung der Fahrtroute im Tsunamis-Seekartenprogramm)


Der 461m hohe Granitfelsen an der E-Seite von Anafi. Er soll  – nach Gibraltar – der grösste „Granitblock“ im Mittelmeer sein

Die Insel Anafi aber auch ihr ungeschützter Ankerplatz hinterlassen bleibende Eindrücke...

Aber in Anbetracht des schönen Wetters und der ruhigen See habe ich ausreichend Zeit zu meinem nächsten nur etwa 7sm entfernten Ziel, der unter Seglern ebenfalls nur wenig bekannten Insel Anafi weiterzufahren. Als ich mich nun aus SE kommend der Insel nähere fällt mir schon aus grosser Entfernung der gewaltige 461m aus dem Meer ragende Granitfelsen auf , der die E-Seite der Insel begrenzt und der -  nach dem Felsen von Gibraltar - der grösste „Granitblock“ im Mittelmeer sein soll. Schade nur dass Anafi – wie ich in der kommenden Nacht sehr unliebsam am eigenen Leib zu spüren bekomme – über keinen geschützten Ankerplatz verfügt. Es lohnt sich trotzdem den hoch über dem Meer gelegenen kleinen sauberen Hauptort der Insel mit seinen netten Gässchen, einigen wenigen „Minigeschäften“, vor allem aber wegen der wunderbaren Aussicht die man von überall  hat, zu besuchen.

Anafi:


Mein Ankerplatz


Blick nach E. In der Ferne der Granitfelsen

Am „Hauptplatz“ des Ortes. Im Hintergrund die höchste
Erhebung über dem Ort in Form eines Felsens


Blick vom Felsen (s.Bild links) auf den Ort

Hinzu kommt noch dass die allerdings wenigen Menschen die man hier antrifft offen und freundlich sind und man – leider im Gegensatz zu so manch anderer Insel -  immer das Gefühl hat willkommen zu sein.

Dass ich auf meinem Ankerplatz an der S-Seite der Insel die ganze Nacht hindurch durch einen starken Schwell gebeutelt werde, kann ich ja noch hinnehmen, doch als ich beim ersten Morgengrauen feststellen muss, dass die Windvorhersage weder bezüglich Stärke noch Richtung auch nur einigermassen stimmt bzw. gestimmt hat, muss ich mich beeilen, denn ich liege bei annähernd 15kn Wind direkt auf Legerwall vor der Kaimauer. Erst nachträglich wird mir bewusst, dass ich durch das Aufkommen des Windes die letzten Stunden doch gut geschlafen habe, da die durch den Schwell ursprünglich verursachte rollende Schiffsbewegung in ein einfaches Stampfen übergegangen war, das ja weit weniger unangenehm ist....!

Die immer  wieder beeindruckende Insel Santorin (Thira)...

Und somit lichte ich in aller Eile den Anker und nehme im Morgengrauen des 28.5. – es ist Pfingstmontag - bei diesigem Wetter Kurs auf die nur rund 17sm entfernte Marina Vlichada an der S-Küste der Insel Santorin – auch Thira genannt.

In der Zeitschrift Yacht Revue, Heft 8/2007 wird unter anderem folgendes über die Einfahrt in diese Marina ausgeführt: “Um sicher ins Hafenrund zu gelangen.........muss die Angstdurchfahrt – in Schlangenlinie mit Minimalfahrt, ständig lotend und Ausguck am Bug – so passiert werden, dass die schmale maximal 2,20m seichte Fahrwasserrinne nicht verlassen wird“. Obwohl ich nun schon zum 2.Mal diese Marina anlaufe, kann ich diese Feststellung vor allem was die Hinweise auf „Schlangenlinie – ständig lotend und Ausguck am Bug“ betrifft nicht nachvollziehen v.a. dann wenn man vorhat  in das Hafenrund einzufahren was ja meistens der Fall ist. Abgesehen davon dass ich als Einhandsegler ohnehin über keinen Ausguck am Bug verfüge würde der bei dem trüben Wasser sicherlich nicht viel bringen und ein Versuch in Schlangenlinie zu fahren birgt erst recht die Gefahr in sich auf eine eventuelle Untiefe an der seitlichen Begrenzung der Fahrrinne aufzulaufen.

Santorin: Die Marina Vlichada

Linkes Bild: Rechts oben die Einfahrtsrinne.  Rechtes Bild: Mein Liegeplatz ( vorne in Bildmitte). Der Platz links von der Kirleking (BB-Seite) ist Dauerliegeplatz von 2grossen Ausflugskatamranen. Links oben im Bild die beiden auf einer Sandbank festsitzenden Boote.

An einer Stelle im seitlichen Bereich  der Fahrrinne (jedoch schon im letzteren Abschnitt derselben liegend) hat sich im Lauf der Zeit sogar eine Sandbank gebildet auf der 2 Schiffe dauerhaft festsitzen. So wie schon bei meiner ersten Ansteuerung vor 6 Jahren halte ich mich wiederum in der Mitte der Fahrwasserrinne und habe trotz der geringen Wassertiefe keinerlei Probleme. Wirklich gefährlich kann die Einfahrt jedoch bei stärkerem Wind vor allem aus S-licher oder W-licher Richtung werden, da sich dann unmittelbar vor dieser eine starke Dünung aufbaut, die ein Manövrieren erschwert und zusätzlich zu Grundberührung führen kann.

Angekommen im Hafenbecken werfe ich den Anker um erst einmal das Dingi aus den Davits zu nehmen. Dabei gelingt es mir durch Zuruf einige freundliche Worte mit dem „Hafenmeister“ zu wechseln worauf dieser mir einen der wenigen Sportschiffern vorbehaltenen Plätze zuweist. Auch wird mir Wasser (sogar zur Reinigung des Schiffes) und Strom angeboten – und das kostenlos – was allerdings durch ein entsprechendes – zweifellos erwartetes - „Bakschisch“ honoriert wird.

Santorin und die benachbarten kleineren Inseln sind Vulkaninseln. Ein Durchqueren des etwa 400m tiefen Kraterbeckens (der „Caldera“) mit dem Schiff, das von der Insel in Form eines aus dunklem Lavagestein gebildeten Hufeisens umschlossen wird, gehört neben der Beobachtung der spektakulären Sonnenuntergänge mit zu den Highlights des Inselbesuchs. Aus der Ferne gesehen scheinen die weissen Häuser der Hauptorte Thira und Oia an dem schwarzen Gestein des Kraterrandes zu kleben und bilden zu diesem einen eindrucksvollen Kontrast.

Santorin:

Die weissen Häuser am Kraterrand heben sich vom dunklen Lavagestein effektvoll ab

Man geht davon aus dass es etwa 1628 vor Christus zu einer gewaltigen Eruption gekommen ist, die eine riesige Flutwelle bis zu 200m Höhe ausgelöst und die unter anderem eventuell auch die zu dieser Zeit in Hochblüte stehende minoische Kultur auf Kreta („Knossos“) ausgelöscht hat.

Santorin:


An dieser Stelle erfolgte vor einiger Zeit der spektakuläre Untergang des Passagierschiffs „Piräus“.Blick n. N


Hier kann man abends seinen Ouzo schön geniessen. Im Hintergrund die wartenden Kreuzfahrtschiffe

Alles versammelt sich in Erwartung des Sonnenuntergangs...!


Hier in Oia am  NW-lichsten Punkt  der Insel


In Oia dem 2.grössten Ort der Insel


Thira derHauptort der Insel

Das letzte Erdbeben fand 1956 statt wobei es zur fast vollständigen Zertörung von Fira und Oia sowie insgesamt etwa 2000 Häusern kam und rund 50 Tote und viele Verletzte zu beklagen waren.

.Mit einem Roller erkunde ich in den nächsten 2 Tagen die Insel wobei mir der Wettergott diesmal nicht gewogen ist. Es ist häufig bewölkt und fallweise ziehen auch heftige Gewitter über die Insel. Die eindrucksvolle Wolkenstimmung nach solchen Ereignissen ist jedoch sehenswert.

Santorin:


In Oia – Blick nach N


Oia – Blick auf die gegenüberliegende Seite des Kraters


Die  mit laufenden Maschinen wartenden Kreuzfahrtschiffe die wegen der Tiefe keinen Anker werfen können


Ein Kreuzfahrtschiff aus der Vogelperspektive. Sogar einen Tennisplatz  gibt es....! (Aufnahme abends mit Tele)


Von der tief unterhalb von Thira liegenden Anlegestelle für kleinere Ausflugsboote können  Touristen entweder per Gondelbahn (s. Pfeil im linken Bild) oder per Maultier (s. rechtes Bild) bzw. natürlich  auch auf  beschwerlichem Fussmarsch. in den Ort gelangen

Folegandros...

Erst am 1.6., dem 4.Tag nach meiner Ankunft, fahre ich weiter in den Hafen Karavostasi der durch  imposante Gesteinsformationen eindrucksvollen Insel Folegandros. Ich gehe nicht an die Mole wo schon ein paar Charteryachten festgemacht haben sondern werfe meinen Anker in dem klaren Wasser des sauberen Hafenbeckens. Nach einem ca. 1-stündigen Fussmarsch in den hoch über dem Meer thronenden Hauptort der Insel geniesse ich dort in einer netten Taverne ein ausgezeichnetes mit Zwetschken und Mandeln zubereitetes Lamm. Beim Bummel durch die sauberen von weissgetünchten Mauern gesäumten Gässchen kann man so richtig seine Seele baumeln lassen und kann dazwischen immer wieder einen spektakulären Ausblick auf das Meer geniessen. Am nächsten Tag hat sich der schon am Vortag angekündigte Wetterumschwung endlich vollzogen und es ist wieder sonnig und warm, sodass das Baden wieder angenehm ist. Ich fahre weiter zur Insel Sifnos wo ich in der schönen und sicheren „Badebucht“ Vati vor Anker gehe. Ich hab zwar Gegenwind von gut 10kn, doch kaum Wellen, sodass die Überfahrt problemlos ist.

Eine wichtige Entscheidung auf Milos...

Meine nächste Station ist wieder einmal die weite Bucht von Adamas auf Milos wo ich tags darauf am 3.6. gegen 1600  eintreffe. Leider hat das Wetter wieder umgeschlagen und die folgenden 4 Tage in der sonst meist ruhigen Bucht sind von wechselnden, teilweise starken Winden und sogar Regen geprägt, sodass ich mehrmals gezwungen bin meinen Ankerplatz zu wechseln. Dabei entdecke ich erstmals auch an der SW-Seite der Bucht einen ruhigen sicheren Platz direkt unterhalb einer kleinen offensichtlich stillgelegten Fabrik. Trotz dieser wenig erbaulichen Situation, kann ich fallweise auch in Adamas an Land gehen und sogar einen längeren Ausflug unternehmen.

Folegandros:


Mein Ankerplatz in Karavostasi 


Kirche oberhalb der Chora

Die schmalen Gässchen auf d.Chora


Beim Verlassen der Insel

Mein Reiseplan sieht eine Rückreise von Milos – rund um den S der Peloponnes – nach Korfu vor. Doch als ich am Abend des 7.6. – dem Tag vor meiner geplanten Weiterfahrt zur Peloponnes – mit Ingrid telefoniere, erfährt meine Planung eine entscheidende Wende. Ingrid, die meine Leidenschaft zum Fahrtensegeln zur Genüge kennt, fragt mich plötzlich ganz unbefangen ob ich nicht nochmals zur Chalkidike zurückkehren möchte um von dort aus für etwa 2 Monate nach Wien zu kommen um dann im Herbst die KIRLEKING wieder nach Korfu – dem Heimathafen des Schiffs – zurückzubringen. Zuerst erwischt mich dieser unerwartete, jedoch durchaus verlockende Vorschlag „auf dem falschen Fuss“, denn nun hab ich lange auf  den endlich vorausgesagten günstigen Wind aus N für meine Überfahrt zur Peloponnes gewartet und jetzt soll ich ausgerechnet wieder nach N fahren. Aber nach einer kurzen Pause des Überlegens bei einem grossen Ouzo in einer Taverne ruf ich Ingrid nochmals an und bin nun – wie wohl nicht anders zu erwarten – mit ihrer Anregung „voll einverstanden“.

Bei Starkwind gegenan nach Serifos und  Kithnos...

Und so kämpfe ich mich am 8.6. bei strahlendem Sonnenschein, jedoch Wind mit bis zu 20kn und Wellen gegenan zur 25sm entfernten Insel Serifos wo ich um 1815 in der Bucht von Livadhi, dem Hauptort der Insel,  vor Anker gehe.

Milos:


An diesem nur ca.150m v. Hafen Adamas entfernten Steg lege ich  immer an um Trinkwasser u. Lebensmittel auf die weit draussen in der Bucht liegende Kirleking zu bringen 


Auch „vollbeladen“ mit bis zu ca.30 kg kommt das 2,5m lange Dingi dank festem Kunststoffboden, einem 8PS Aussenborder und – ganz wichtig – einer entsprechenden Pinnenverlängerung ins Gleiten

Obwohl mir natürlich bewusst ist, dass eine Weiterfahrt nach N unter diesen Windverhältnissen schwierig ist, versuche ich es am nächsten Tag trotzdem. Dabei gestaltet sich die Fahrt entlang der felsigen E-Küste von Serifos relativ problemlos da hier der Wind überraschend etwas seitlicher einfällt, sodass ich trotz 20kn Wind aus dem N-lichen Quadranten mit Unterstützung des gesetzten Grosssegels gut vorankomme. Als ich jedoch nach Umrundung der S-Spitze von Kithnos die W-Seite dieser Insel – mein Ziel ist die sichere Bucht von Mericha – erreiche, nimmt der Wind auf 25 – 28kn zu und kommt ausserdem direkt von vorne. Genervt von dem damit verbundenen hohen Wellengang fahre ich in die Bucht O.Dimitrios, nahe der S-Spitze der Insel.

Kithnos:


Die wenig einladende Bucht O.Dimitrios


Die Mole im Hafen v. Mericha

Ich lege die KIRLEKING vor Anker und erhole mich in einer Taverne an Land. Obwohl die Bucht im Hafenführer von „Elias“ schön beschrieben ist, wirkt sie auf mich reizlos. Als ich auf das Schiff zurückkehre hat sich mittlerweile ein derart starker Schwell aufgebaut, dass es mir Mühe macht mein Dingi wieder in die Davits zu hieven. An eine Übernachtung in der Bucht ist nicht zu denken und so beisse ich die Zähne zusammen und kreuze mit stark gerefftem Gross unter Maschine gegen den mittlerweile bis zu 33kn starken Wind gegenan. Es sind zwar nur 5sm bis in die Bucht von Mericha doch unter diesen Verhältnissen brauche ich beinahe 3 Stunden bevor ich gegen 1900  ziemlich mitgenommen an der Hafenpier  festmache. Eine völlig betrunkene Chartercrew aus Wien trägt noch das ihre dazu bei mich lautstark gröhlend bis nach Mitternacht mit vorwiegend obszönen Liedern „in den Schlaf zu wiegen“ um mir diesen Tag wirklich unvergessen zu machen...!


Mein Ankerplatz W-lich v. Kap Sounion mit dem Poseidontempel


Der berühmte Poseidontempel am Kap Sounion

Besuch des Poseidontempels und als unfreiwilliger „Flitzer“ auf Skyros....

Meine Weiterfahrt am nächsten Morgen zum etwa 24sm entfernten Kap Sounion verläuft bei seitlich einfallendem Wind von zeitweise 20-26kn angenehm und ich habe nach meiner Ankunft gegen 1400  noch genügend Zeit  um mich in aller Ruhe dem Touristenstrom zur Besichtigung des Poseidon Tempels anzuschliessen.

Am nächsten Tag starte ich schon um 0645 um bei schwachem Wind die Ankerbucht Kastries an der SE-Küste von Euböa anzulaufen. Im Gegensatz zu meinem 1.Besuch (s. meinen 1.Bericht), diesmal ohne Probleme.

Das Wetter hat sich eindeutig beruhigt und so verläuft auch meine Weiterfahrt bei schwachen drehenden Winden unter 10kn zur Insel Skyros wo ich bereits gegen 1400 eintreffe gemütlich.

Da sich die aufgeklebten Buchstaben auf meinem Dingi teilweise losgelöst haben gehe ich diesmal in einer der Buchten im S des grossen Golfs von Kalamitsa vor Anker, da mir dieser Platz gut geeignet erscheint um in Ruhe dieses Manko zu beheben. Als ich in der völlig einsamen Bucht in dem steuerbords festgelaschten Dingi konzentriert meiner Arbeit nachgehe, kommt es mir plötzlich so vor als ob ich jemanden rufen höre...! Zuerst glaube ich mich getäuscht zu haben, doch als ich dann doch aufstehe um mich an der Reling hochzuziehen und auf die Backbordseite  schaue, bemerke ich mit Schrecken, dass sich mir ein kleines Fischerboot bis auf wenige Meter genähert hat.


Sonnenaufgang um 0600 bei der Ausfahrt aus der Bucht Kastries an der SE – Seite v. Euböa


Das Fischerehepaar auf Skyros dem ich  unfreiwillig als „Flitzer“ erschienen bin

An dessen Bug steht ein älterer Mann der gerade ein Fischernetz herausholt, das ganz offensichtlich unter meinem Schiff hindurchläuft während seine völlig in schwarz gekleidete Frau am Steuer sitzt. Diese Situation wäre für mich an und für sich nicht weiters  unangenehm, doch ich bin puddelnackt und meine Badehose liegt in der Kajüte...! Und so bleibt mir nichts anderes übrig als mich möglichst rasch über die Reling zu schwingen um als unfreiwilliger Flitzer vor dem verdutzten Fischerehepaar in der Kajüte zu verschwinden. Danach hole ich sofort die Ankerkette ein und es genügen nur wenige Meter um dem Fischer das weitere Herausholen seines Netzes zu ermöglichen. Meine Aufregung legt sich jedoch deutlich als sich beide bei ihrer langsamen Weiterfahrt durch Handzeichen von mir verabschieden....!

Skantzoura, Alonnisos, Pelagonisi und wieder zurück in der Marina Pto. Carras...

Ich will weiter in die Nördlichen Sporaden und nütze das schöne Hochdruckwetter um als nächstes Ziel erstmals die kleine ca. 25sm entfernte unbewohnte Insel Skantzoura anzulaufen von der es nur mehr etwa 10sm bis zur S-Küste der Insel Alonissos sind.

Nach weiterhin ruhiger Fahrt treffe ich schon um 1400 auf Skantzoura ein und habe daher noch mehr als ausreichend Zeit um in dem glasklaren Wasser in einer der netten Ankerbuchten bei nun schon sehr warmen 30 ºC ausgiebig zu schnorcheln.

Ich will nun weiter zur NE-lichsten grösseren Insel Pelagonisi in den Nördlichen Sporaden. Vorher mache ich jedoch einen Abstecher nach Patitiri, dem Hauptort von Alonissos um Einkäufe zu tätigen. Um mir das Anlegemanöver in Patitiri zu ersparen, lasse ich die KIRLEKING in der kleinen E-lich des Hafens gelegenen Nachbarbucht vor Anker und fahre mit dem Dingi in den Hafen. Nach Erledigung meiner Besorgungen verlasse ich schleunigst den ganz auf die Bedürfnisse des Massentourismus ausgerichteten Ort und fahre nun gemütlich weiter an die NE-Spitze der Insel Pelagonisi wo ich wiederum in der ruhigen abgeschiedenen grossen Bucht L.Planitis vor Anker gehe.

Chalkidike: Halbinsel Sinthonia - Marina Pto.Carras


Die Marina bei Tag...


...und in der Abendstimmung

Auch die ca. 35sm zur Halbinsel Sinthonia, dem Mittelfinger der Chalkidike, lege ich am 16.6. in gemütlicher Fahrt bei ruhigem schönen Wetter zurück. Da ich meinen Heimflug ab Saloniki am 23.6. gebucht habe, laufe ich in die Marina Pto.Carras erst am 19.6. ein. Die Zeit bis dahin verbringe ich in den schönen Bade- und Ankerbuchtenbuchten die die Küste dieser Halbinsel säumen.

Mein Aufenthalt in der Marina Pto.Carras ist wie immer sehr angenehm und ich nehme an so manchem Umtrunk gemeinsam mit meinen Freunden Dieter und Reinhold und deren Frauen aber auch mit anderen Yachties teil. Reinhold ist wieder einmal so hilfsbereit und repariert mir fachmännisch ein Kontaktproblem an meiner Radarantenne. Darüberhinaus organisiert er einen kleinen aber exquisiten beinahe neuen Bus mit dem er sowohl mich als auch eine österreichische Chartercrew am 23.6. zum etwa 130km entfernten Flughafen von Saloniki bringt. Der Heimflug mit der AUA verläuft problemlos. Ich bin beruhigt, da ich die KIRLEKING in sicherer Verwahrung weiss und darf mich auf den nächsten Törnabschnitt von Pto.Carras zurück nach KORFU freuen, den ich mit meinem für den 17. August geplanten Flug von Wien nach Saloniki antreten werde.

 

Liebe Grüsse,

 

E.Bichlbauer

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