3.Bericht von Erich Bichlbauer über den 3.Teil des Segel-Einhandtörns 2007 von der Chalkidike zu den Inseln des Dodekanes und zurück rund um den S der Peloponnes nach Korfu, dem Heimathafen der KIRLEKING.

Über die aus nachstehender Karte ersichtlichen ersten beiden Törnabschnitte 2007 habe ich schon berichtet. Nachstehend nun der 3. und letzte Teil meines Berichtes über den 3.Törnabschnitt, der in der Karte mit schwarzen Pfeilen gekennzeichnet ist.


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Kleine Ursache – große (Aus-)Wirkung....

Am 17.8. besteige ich die Maschine der Olympic Airlines von Wien nach Saloniki und fahre nach meiner Ankunft mit dem Taxi die rund 130km in die Marina Pto.Carras. Bereits am 20.8. verlasse ich die Marina, verbringe noch eine Nacht in einer nahe gelegenen Bucht um dann am nächsten Tag bei schwachem Wind aber schönem Wetter die Kondia – Bucht auf der 60sm E – lich gelegenen Insel LIMNOS anzusteuern. Nach einer ruhigen Nacht in dieser weiten und sicheren Bucht breche ich am 22.8. bei unverändert schönem Wetter und schwachem Wind aus N – licher Richtung  zu der SE – lich gelegenen Insel LESBOS auf. Nach etwa 3 Stunden Fahrt werde ich, im Cockpit sitzend, durch ein leichtes vibrierendes Geräusch das aus der Kajüte zu kommen scheint irritiert. Sofort gehe ich dem nach und stelle fest, dass sich die Abdeckung des Getriebes für den Autopiloten teilweise gelöst und sich nun im Kabelgewirr des Motorpaneels verfangen hat. Das alles befindet sich in der Hauptkajüte hinter einer Abdeckung  oberhalb des Küchenblocks. Das ist zwar nicht weiter tragisch aber trotzdem versuche ich die Getriebeabdeckung wieder an ihren Platz zu rücken um sie vorläufig provisorisch mittels Klebeband zu fixieren. Als ich mich gerade an dieser schwer zugänglichen Stelle abmühe, fällt  – begeleitet von einem vernehmbaren Schlag – abrupt der Motor  aus und es ist nur mehr der durchdringende Summton der eingeschalteten Zündung zu hören. Ich bin völlig konsterniert und hab im Moment keinerlei Ahnung was los ist. Als ich nach einigem Überlegen den Motor wieder starten will, springt dieser zwar sofort an aber gleichzeitig ist ein fürchterliches Poltern aus dem Maschinenraum zu vernehmen, das mich zwingt die Maschine augenblicklich wieder abzustellen.

Ich brauche einige Zeit um mir klar zu werden was eigentlich passiert ist.


Abendstimmung am Ankerplatz

Infolge des heissen Sommers und schmutzigen Wassers treten oft  so starke Ansammlungen von Quallen auf dass  Baden unmöglich ist

Um es kurz zu machen: Ich stelle fest, dass die beiden vom Zündschloss wegführenden Drähte jeweils auf eine Länge von etwa 1cm abisoliert sind (warum, weiß ich bis heute nicht!) und sich diese bei meinem Bemühen den Getriebedeckel des Autopiloten zu befestigen berührt hatten. Dadurch wurde der Motor „abgewürgt“ und das Getriebe blockiert wodurch es  durch das enorme Drehmoment der sich voll drehenden Schiffsschraube (die KIRLEKING war ja mit knapp 7kn Fahrt unterwegs!) einer Belastung ausgesetzt wurde die zur Zerstörung von dessen Hauptlagern geführt hat.

Ohne Motor zurück nach Pto.Carras.....

Eines steht fest. Ich muss zurück in die Marina Pto.Carras um den Schaden beheben zu lassen.

Ich befinde mich 10sm S – lich von LIMNOS und es ist mittlerweile 1100 Uhr geworden. Die Sonne brennt von einem fast wolkenlosen Himmel und die ungleichmäßig schwache Brise aus N – licher Richtung erreicht nur fallweise 10kn.

Ich versuche Kurs auf die Küste zu nehmen wobei auf dem Kreuzkurs jede Wende mit dem Problem verbunden ist danach überhaupt wieder etwas Fahrt in mein 15t schweres Schiff zu bekommen. Wenn das GPS fallweise 2kn Geschwindigkeit anzeigt, bin ich schon sehr zufrieden. Unter solchen Bedingungen wird man eben bescheiden...! Es gelingt mir noch vor Einbruch der Dunkelheit den SW – lichsten Punkt von LIMNOS zu erreichen und ich kann in einer von zerklüftetem Felsgestein eingerahmten nicht allzu tief ins Land einschneidenden Bucht auf 15m Tiefe vor Anker gehen. Dabei helfen mir auf den letzten Metern die sonst eher unangenehmen Fallböen die in den späten Nachmittagsstunden im Bereich dieses stark zerklüfteten Küstenabschnitts auftreten.

Die Nacht ist völlig windstill und bei Tagesanbruch erleichtert mir eine sanfte ablandige Brise ein Freikommen von meinem Ankerplatz. Als ich das SW – lichste Kap der Insel hinter mir lasse, kommt Hochstimmung auf, da die leichte Brise stetig zunimmt und es nun mit bis zu 20kn kräftig aus NE weht was die KIRLEKING unter vollen Segeln mit gut 7kn in rauschender Fahrt in Richtung der rund 55sm entfernten S – Spitze von Sinthonia treibt. Natürlich hab ich auch meine Freunde in der Marina Pto.Carras über meine missliche Lage informiert und Reinhold und Monika lassen es sich nicht nehmen mit ihrer Merrika von der Marina aus mir entgegen nach Porto Kufo zu kommen um im Bedarfsfall einigermaßen in meiner Nähe zu sein.


Ohne die Möglichkeit die Maschine zu starten steuere ich die teils felsige S - Küste v.Limnos an

Im Schlepptau von Reinhold's Merrika zurück nach Porto Carras

Das habe ich leider auch bitter nötig, denn am späten Nachmittag, als ich mich nach rauschender Fahrt nur mehr rund 5sm vor der S – Spitze der Sinthonia – Halbinsel befinde, schläft der Wind plötzlich völlig ein und zurück bleibt ein äußerst unangenehmer Wellengang dem die KIRLEKING ohne Motor völlig hilflos ausgesetzt ist. Ich setze mich mit Reinhold in Verbindung und er erklärt sich sofort bereit mir von Pto. Kufo aus,j wo er mittlerweile eingetroffen ist, entgegenzufahren.

Reinhold mit seiner „Merrika“ als Retter auf hoher See....

Schon bald danach sehe ich seine Merrika, eine Nauticat 38, am Horizont auftauchen und im Schlepptau seines Schiffes treffen wir gemeinsam gegen 1900 in Porto Kufo ein. Auch Angelos, den Mechaniker in Pto.Carras, habe ich schon mobilisiert und er kommt am nächsten Vormittag mit seinem Wagen nach Pto.Kufo um sich den Schaden zu begutachten. Er bestätigt das bereits Ausgeführte und gibt Bescheid, dass er den Schaden nur in der Marina beheben kann. Das bedingt wiederum, dass mich Reinhold noch am gleichen Tag bei nur sehr schwachem Wind weiter vor die Einfahrt in die 12sm entfernte Marina schleppt von wo mich ein von Angelos organisiertes Motorboot auf etwas abenteuerliche Weise in die Marina bugsiert.

Für die nicht eingeplante Arbeit benötigt Angelos infolge anderer Verpflichtungen insgesamt 3Tage und ich kann endlich am 28.8. abends die Marina wieder verlassen.

Eustratius:

An der Mole des kleinen Hafens

Der Hafen, vom Friedhof aus (s.nächstes Bild), der sich
oberhalb auf einem Hügel befindet, gesehen


Der über dem Meer schön gelegene Friedhof

Ein beliebter Zeitvertreib...

Endlich Abfahrt zu den Inseln des Dodekanes....

Nun will ich so rasch als möglich zu den Inseln des Dodekanes und laufe auf diesem Kurs die SE – lich gelegene 60sm entfernte Insel EUSTRATIUS an. Diese kleine Insel zählte bis vor kurzem etwa 300 Einwohner. Jetzt dürften es allerdings schon etwas mehr sein. Der leger gekleidete aber freundliche Hafenkapitän weist mir einen Platz längsseits an der Mole zu – an meinen Schiffspapieren hat er kein Interesse. Ein Ausflug auf die über der einzigen Ortschaft der Insel gelegene Anhöhe mit einem nett angelegten Friedhof belohnt mich mit einem schönen Ausblick auf die Insel, das Meer und die kleine Ortschaft in der Abendsonne. In der einzigen etwas größeren Taverne treffen sich abends zahlreiche Leute und auch etliche Familien zu einem Plausch und man hat eher den Eindruck eines Klubs als den einer Taverne. Etwas später am Abend kommt der Hafenkapitän an meinen Tisch und erklärt mir, dass mein Platz an der Mole um 0600 Früh gebraucht wird, da sich unvorhergesehen ein Frachtschiff angekündigt hat. Er bietet mir alternativ einen anderen Platz in dem kleinen Hafen an, doch ich lehne dankend ab, da es mir nur recht ist mich frühzeitig wieder auf den Weg zu machen.

Da ich schon um 0400 wach bin, verlasse ich den Hafen bereits um 0500 und nehme bei angenehmen Rückenwind von etwa 15kn Kurs auf die Insel PSARA. Da der Wind im Lauf der Fahrt noch etwas zulegt kommt PSARA wesentlich früher in Sicht als geplant und so beschließe ich an der E – Seite von PSARA vorbei, gleich zur  S – Spitze von CHIOS in die Ankerbucht O.Angelia weiterzufahren wo ich nach einem ausgefüllten herrlichen Segeltag den Anker werfe.

Unter Segel auf Vorwindkurs herrscht zwischen Eustratius und Chios plötzlich reger Schiffs- verkehr. Ein großer Öltanker schiebt sich knapp vor meinem Bug vorbei

Und wiederum, so wie auf meinem 2.Törnabschnitt, geht es am 31.8. weiter nach S durch die FOURNOI – Inselgruppe und weiter in eine meiner Lieblingsbuchten, die Grikou – Bucht auf PATMOS. Hier verweile ich 21/2 Tage. Am Tag nach meiner Ankunft kontrolliere ich mein Unterwasserschiff und muss feststellen, dass sich auf  der Schiffsschraube durch die lange Liegezeit in der Marina Kalkablagerungen gebildet haben, die ich nun in zahlreichen Tauchgängen mühsam entferne. Beim Auffüllen meines Wasser- und Dieseltanks im Hafen von Skala Patmou lerne ich „Harry und Denny“, ein nettes australisches Skipperehepaar kennen, die ihr Segelboot per Frachter um 35.000,- USD von Australien nach Europa (Mallorca) geschickt haben und hier nun die kommenden Jahre jeweils von April bis Anfang November segeln wollen. Die übrige Zeit verbringen sie in Australien.

Am 3.9. um 1300 verlasse ich PATMOS um die im S der Insel LEROS liegende sichere Ankerbucht Xerokampos anzulaufen. Ich war hier schon einmal vor mehreren Jahren, kann aber jetzt die Bucht wegen der zahlreichen neuen Bauten an derem Ufer beinahe nicht wieder erkennen. Es stimmt mich irgendwie traurig wie ein ehemals so schöner Platz innerhalb relativ kurzer Zeit so verschandelt wurde. Am Morgen erlebe ich eine böse Überraschung. Als ich starten will rührt sich nichts! Erst nach etwa 1 Stunde und mit Hilfe des Buchs „Dieselmotoren auf Yachten“ von Donat finde ich den Fehler. Ein Kabel hat sich von „Klemme 30“ des Starters gelöst ...!

Die Marina und die Stadt Kos.....

Mein nächstes Ziel ist die Marina Kos auf  der gleichnamigen Insel. Neben der Marina auf SAMOS ist die Marina Kos die einzige Marina im Dodekanes bzw. überhaupt in der östlichen Ägäis.

Kos Stadt: Der Hafen
Der Hafen von Kos Stadt: Hier ist „der kleine Grenzverkehr“ zwischen der nahegelegenen Türkei u. Griechenland schon längst Realität. An der Hafenausfahrt (linkes Bild) liegen türkische Ausflugsschiffe nur wenige Meter entfernt von einem griechischen Kriegsschiff. Darüber hinaus liegen etliche türkische Gulets im Hafen (rechtes Bild)


Eine türkische Gulet vor der S-Küste von Kos

Der Äskulap Baum in Kos Stadt

Als ich mich am 4.9. gegen 1600 der Marina nähere kommt mir bereits das Marina-Schlauchboot entgegen, das mir auf Kanal VHF 77 avisiert worden war. Die Begrüßung durch den „Marinero“ im Schlauchboot fällt ziemlich brüsk aus: „Haben sie einen Platz reserviert“? Meine Antwort: „Nein“. Darauf der Marinero: „Wir sind voll – es ist nichts frei“! Dann umkreist er mich einmal mit seinem Boot, fragt mich ob ich alleine sei und wird dann, als ich bejahe, zunehmend freundlicher. Wenig später zwänge ich die KIRLEKING dann doch auf einen der wenigen noch freien Liegeplätze in der von Booten überquellenden Marina.

Ich bleibe den folgenden Tag (5.9.) in der Marina und nutze die Zeit u.a. auch zu einem Ausflug in die nur in 20 Minuten zu Fuss erreichbare Stadt. Erstmals auf meiner Reise werde ich hier mit dem Lärm und  Gestank der zahlreichen  Kleinfahrzeuge die die Strassen beherrschen konfrontiert. Im Vergleich zu anderen Orten auf anderen Inseln wirkt die Stadt Kos auf den ersten Blick deutlich ungepflegter. Überrascht bin ich von zwei größeren Ausflugsschiffen mit türkischer Flagge die im Hafen in unmittelbarer Nähe eines griechischen Kriegsschiffes festgemacht haben.

Die Marina selbst hat wenig Flair und auch die diversen in den Prospekten angeführten Serviceeinrichtungen sind noch nicht vorhanden. Einzig das italienische Marina – Restaurant finde ich  als angenehm.

Der eindrucksvolle Bimssteinabbau auf Yali...

Am nächsten Tag fahre ich gegen 0900 zur „Bimssteininsel“ YIALI (oft auch als GYALI bezeichnet). Diese kleine Insel wird von einem großen schon aus der Ferne gut sichtbaren weiß leuchtenden Bimssteinbruch beherrscht. Weiter E – lich des gewaltigen Förderbandes das vom Bimssteinabbau weit ins Meer hinausführt gehe in glasklarem Wasser vor Anker. Beim Ausflug auf  die nur von wenigen Menschen – vorwiegend Bergbauarbeitern – bewohnte und von dürftiger Vegetation bedeckte Insel, sammle ich  etwa 20 faustgroße Bimssteine, da dieses Naturprodukt für Manikürzwecke bei uns im Handel leider nicht mehr erhältlich ist.

Yiali (Gyali):

Der eindrucksvolle Bimsstein - Bruch

Weit ragt das mächtige Förderband auf's Meer hinaus um auch das Beladen von grossen Schiffen zu ermöglichen. Im Hintergrund die  Insel Nisiros

Eigentlich möchte ich als nächstes den netten Hafen Paloi auf der nahe gelegenen  Insel NISIROS anlaufen, doch als ich am 7.9. gegen 1100 bei Wind von 20kn aus dem N-lichen Quadranten den Hafen ansteuern möchte sehe ich schon von weitem einen mächtigen Baggerkran an der Hafeneinfahrt arbeiten. Irgendwie scheint mir unter diesen Umständen die Einfahrt in den Hafen doch zu riskant und spontan beschließe ich zur Insel TILOS weiterzufahren.

Tilos:

Der kleine Hafen

Mein Ankerplatz  in der weitläufigen Bucht

Starker Schwell, Fallböen aus wechselnden Richtungen und eine unüberhörbare Disko vermiesen mir den Ankerplatz vor dem Hauptort der Insel und veranlassen mich zur raschen Weiterfahrt in die nur 23sm entfernte Panormitis – Bucht auf der Insel SYMI, dem E – lichsten Punkt meiner Reise.

Bei schönem Wetter mache ich einen ausgedehnten Spaziergang rund um die große Bucht und bin wiederum beeindruckt von dem monströsen Kloster im E – lichen Scheitel der Bucht welches zu den bedeutendsten Wallfahrtstätten des Dodekanes zählt.

Unliebsame Bekanntschaft mit einer holländichen S/Y.....

In der Nacht kommt starker Wind aus N – licher Richtung auf. Starke Fallböen bewirken, dass der Anker eines holländischen Bootes in Luv von der KIRLEKING zu slippen beginnt und dieses nun auf mein Schiff zutreibt. Das laute Rufen verbunden mit dem krächzenden Laut eines Signalhorns meiner unmittelbaren Nachbarn reißen mich aus dem Schlaf und ich kann durch rasches Ausbringen von Fendern eine Beschädigung der KIRLEKING durch das an meiner BB - Seite vorbei treibende Schiff gerade noch verhindern. Das Eignerpaar der holländischen Yacht dürfte restlos betrunken sein denn außer wildem Geschrei ist keine konstruktive Handlung erkennbar die der misslichen Situation entgegenwirkt. Erst geraume Zeit nachdem sie an mir vorbei getrieben sind, haben sie endlich die Maschine gestartet und sind Gott sei Dank in einen anderen Bereich der Bucht entschwunden.

Symi:

Das Panormitis Kloster in der gleichnamigen Bucht

Mein Ankerplatz in der Panormitis – Bucht ( im linken Bild auf der linken Seite des Klosters)

Am Morgen bedanke ich mich nochmals bei meinen Nachbarn – einem deutschen Ehepaar auf ihrer kleinen aber offensichtlich gut ausgerüsteten S/Y – und mache mich gleich danach trotz starkem Wind von 20 bis 30kn aus dem N – lichen Quadranten wieder auf den Weg zurück zur Insel YIALI. Eigentlich wollte ich den malerischen Hauptort auf SYMI an der E – Seite der Insel besuchen, doch bekomme ich plötzlich Zweifel, bei anhaltendem Starkwind aus eventuell ungünstiger Richtung, meinen „Fahrplan“ zur Rückreise nach KORFU einhalten zu können.

Unter Ausnutzung der Abdeckung der kleinen an der NW – Seite der Bucht befindlichen Inselgruppe die S - lich durch die kleine Insel MARMARA begrenzt wird, gelingt es mir hart am Wind genügend „Höhe zu schinden“, sodass ich nach Passieren dieser Inselgruppe, YIALI direkt anliegen kann.

Ein unliebsames Erlebnis auf Yiali.....

Um mir auf YIALI einen möglichst ruhigen Liegeplatz zu sichern gehe ich diesmal an der SE – Seite der Insel unmittelbar in der Enge zwischen dem kleinen Inselchen ANDONIO und YIALI vor Anker obwohl die Wassertiefe in diesem Bereich nur geringfügig über 2m liegt. Dieses Wagnis beschert mir früh am Morgen  einen ordentlichen Adrenalinstoss. Denn als ich noch verschlafen im Bett liege höre ich plötzlich ein rasend schnell auf mich zukommendes unerträglich laut werdendes Motorgeräusch. Im nächsten Moment schlägt der Kiel der KIRLEKING mit aller Wucht am Grund auf. Als ich in's Cockpit stürze, kann ich in einiger Entfernung nur mehr ein großes mit mehreren Personen besetztes offenes Arbeitsboot ausmachen das ganz knapp an mir vorbeigeprescht ist und das sich nun mit schäumender Bugwelle in voller Fahrt entfernt. Zu meinem Glück lichte ich sofort den Anker und verhole mich etwas weiter in die Bucht -  in tieferes Wasser. Ich hab wirklich großes Glück, denn kaum lass ich den Anker fallen, braust dasselbe Boot – diesmal ohne Mannschaft – mit vollem Speed wieder in die Gegenrichtung! Trotz meines Ärgers über das feindselige Verhalten des Skippers dieses Bootes spüre ich doch auch etwas Genugtuung, denn nun kann mir die von ihm verursachte Welle nichts mehr anhaben und ich genieße in Ruhe mein Frühstück.

Das Ankergeschirr der Kirleking bestehend aus dem 43kg schweren  „Jambo – Anker“  der durch ein geschmiedetes „Wasi – Kugelgelenk“  mit der 100m langen „10mm -  Kette“  aus rostbeständigem Stahl verbunden ist
Rechtes Bild: „Anker klar zum Fallen“

Danach – es ist der 10.9. – lichte ich gegen 1000 den Anker und nehme bei idealen Windverhältnissen von 10 – 20kn aus NNE Kurs auf die an der N – Seite von ASTYPALÄIA gelegene, durch einen tiefen fijordähnlichen Einschnitt vom Meer getrennte und demnach fast wie ein See wirkende Bucht Vathy. Wenngleich die karstige Umgebung der Bucht nicht gerade erbauend ist, so schätze ich doch die Sicherheit und die absolute Ruhe die mich hier umgibt.

Am nächsten Tag starte ich um 0800 zur 50sm entfernten S – Spitze von IOS, doch gegen 1600 dreht der für mich günstige Wind aus NNE plötzlich auf W, d.h. ich habe plötzlich Gegenwind von 10 – 20kn, sodass ich zu einer Kursänderung gezwungen bin. Ich entscheide mich für die S – Bucht auf  SCHOINOUSA wo ich gegen 1900 ankomme.

Weiter geht es am nächsten Tag bei schönem ruhigen Wetter in die zwischen den Inseln ANTIPAROS und DESPOTIKOS gelegene weite Ankerbucht Despotikos, die ich nach etwa 41/2 Stunden Fahrzeit erreiche.

Am nächsten Tag frischt der Wind auf  23 – 28kn aus N auf und ich habe eine infolge hohen Wellengangs sehr ungemütliche Fahrt von beinahe 6 Stunden nach MILOS wo ich ziemlich geschafft gegen 1600 den Anker in der Bucht von Adamas fallen lasse.


Für einen Einhandsegler ist eine funktionierende Selbststeueranlage unverzichtbar. Der Schwachpunkt ist oft das Getriebe, das deshalb fallweise kontrolliert werden muss

In Ermangelung von Zäunen werden den Tieren meist Fußfesseln angelegt und oft fehlt auch jeglicher Schutz vor der sengenden Sonne (Hier auf Milos)

Ich bleibe einen Tag auf MILOS und mache mich aufgrund günstiger Wetter- und Windprognosen am 15.9. zur Überfahrt auf die 75sm entfernte Insel ELAFONISOS an der S – Seite der PELOPONNES auf  wo ich nach etwa 12 Stunden Fahrt in der Levki – Bucht an der E – Seite der Insel vor Anker gehe. Unterwegs hatte ich vorwiegend günstigen Wind aus N mit etwa 15kn.

Doch der Wettergott meint es in der darauf folgenden Nacht nicht gut mit mir, denn gegen Mitternacht kommt plötzlich starker N – Wind auf und ich befinde mich in einer äußerst ungemütlichen Legerwall – Situation. Daher lichte ich trotz der undurchdringlichen Finsternis den Anker und verhole mich, unterstützt durch GPS und Radar sowie meiner guten Ortskenntnis, in die nahe gelegene S – Bucht der Insel wo mir allerdings starker Schwell für den Rest der Nacht die dringend benötigte Nachtruhe raubt.

Nette Bekanntschaften in Pto.Kalio...

Am 16.9. ist mein Ziel die nur 20sm entfernte Bucht vor Pto.Kalio auf Mani am Mittelfinger der PELOPONNES. Kurz nachdem ich um ca. 1800 Anker geworfen habe, komme ich mit „Patrik und Lisa“, einem amerkanischen Eigner – Ehepaar auf ihrer S/Y „S.V. Silver Shoes“ ins Gespräch und sie laden mich spontan zum Abendessen auf ihrer kleinen aber perfekt ausgestatteten S/Y Trintella ein. Beeindruckt bin ich von dem Wetterprogramm „Meteo – Scan“, das mir Patrik auf seinem Laptop vorführt und das auch in dieser von Bergen umgebenen Bucht einen Navtex und RTTY – Empfang über den SSB – Empfänger ermöglicht.


Die teils schönen Strände im S der Insel Elafonisos

Im S der Halbinsel Mani: Und endlich sind die wohlschmeckenden Kakteenfrüchte reif...! Ich pflücke einen ganzen Sack und geniesse sie 2 Wochen lang

Am nächsten Tag mache ich wiederum einen Ausflug zu Fuß zum Poseidon Orakel an die S – Spitze der Halbinsel Mani. Mein Weg führt mich durch die infolge der vergangenen Hitzewelle zum Teil verbrannte Landschaft und der unangenehme Geruch von verbrannter Erde ist überall allgegenwärtig. In der Nähe meines Zieles komme ich wiederum an den unzähligen Kakteensträuchern vorbei und zu meiner großen Freude sind diesmal die Früchte vollreif. Ich pflücke eine größere Menge da sie, insbesondere mit Yoghurt genossen, für mich eine Delikatesse bedeuten. Gekühlt bleiben sie 2 Wochen (bis zum Ende meiner Reise) frisch.

Eigentlich möchte ich am 19.9. weiterfahren, doch in der Nacht kommt starker W-Wind auf, sodass ich erst am 20.9. meine Weiterfahrt nach Methoni an der S – Spitze des W – lichsten Fingers der PELOPONNES fortsetzen kann.

Dadurch lerne ich auch „Mick“, einen Engländer kennen, der mit einer 20 Jahre alten „ausgedienten Charteryacht“ als Einhandsegler von POROS kommend, wo er diese „günstig“ erworben hat, eintrifft. Nicht nur dass auf seinem 43 Fuss – Schiff Vieles nicht funktioniert (z.B. auch der Autopilot!) hat Mick (60) auch noch wenig Erfahrung. Trotzdem möchte er so rasch wie möglich (alleine!) nach England weiter um dort das Schiff gemeinsam mit Freunden zu renovieren. Mick fragt mich ob wir gemeinsam die Fahrt bis in die Gouvia Marina auf  KORFU fortsetzen können. 

Auf unserer Weiterfahrt fährt er meist in großen Schlangenlinien hinter mir her, da sein Schiff augenblicklich aus dem Ruder läuft, wenn er dieses nur für einen Moment loslässt.


Mick, ein unverbesserlicher Optimist.....

....und sein ganzer Stolz – eine 20 Jahre alte ausgediente
Charteryacht. Hier in der Bucht des Hafens v. Katakolon

Als im Lauf des Tages wiederum stärkerer W – Wind aufkommt und ich mit dicht gesetztem Gross und unter Maschine etwa 6kn fahre, überholt mich Mick ohne Segel nur unter Maschine fahrend. In Methoni angekommen, erzählt er mir beim Essen, dass er die Geduld verloren hatte und einfach Vollgas gefahren ist „denn sein Motor sei ja wirklich gut und hält das ohneweiters aus...“! Er hat nur das Problem, dass die Tankanzeige nicht funktioniert und er somit keine Ahnung über seinen Treibstoffvorrat hat. Auch weiß er nicht wie viel sein 70PS Motor verbraucht – er schätzt etwa 2 l/h! Ich kläre ihn auf, dass es wohl etwa die doppelte Menge sein müsste und rate ihm dringend in Katakolon, der nächsten Station unserer gemeinsamen Fahrt, Diesel zu bunkern, was er dann auch beherzigt.

Infolge Winddrehung anstatt nach Petala, nach Kioni auf Ithaka...

Damit trennen sich unsere Wege vorest in Katakolon, von wo aus ich um 0830 abfahre um wiederum den Golf von Petala anzusteuern. Als ich jedoch weiter N – lich die Einfahrt in den Golf von Patras quere, kommt starker N – Wind bis 23kn auf, sodass ich meinen Kurs ändern muss um nun  Kioni an der E – Seite von ITHAKA anzulaufen. Um 1730 lasse ich meinen Anker fallen und es bleibt mir noch genügend Zeit für einen ausgiebigen Bummel in der von englischen Dauerurlaubern mit teilweise festem Wohnsitz dominierten, sehr sauberen und netten Bucht. Es berührt mich angenehm, dass man sich bei der Begegnung mit (englischen) Spaziergängern beinahe immer grüsst. Wenn der Gruß nicht erwidert wird, so kann man ziemlich sicher sein, dass es sich um Einheimische handelt...!

Am Sonntag den 23.9. fahr ich weiter in die große und sichere Vlycho Bucht auf LEVKAS in der Nähe des vorwiegend von deutschen Urlaubern dominierten Ortes Nidri.

Hier in dieser ruhigen großen Bucht führe ich einige kleineren Reparaturen aus wobei es ein großer Vorteil ist, dass man beim Shipchandler „George's“ in Nidri Vieles bekommt was man dafür benötigt.


Infolge der Hitzewelle sind weite Flächen auf der Peloponnes abgebrannt. Hier auf der Halbinsel Mani

Mein Ankerplatz in der schönen Bucht von Kioni auf Ithaka

Während ich am 27.9 vormittags eifrig in der Kajüte arbeite, werde ich plötzlich gerufen und ich traue meinen Augen nicht, als ich Mick in seinem nun endlich reparierten Schlauchboot sehe. Wir vereinbaren ein Treffen am Abend in Lygia nahe der Einfahrt in den Kanal von Lefkas.

Danach besuche ich wiederum „Frauke und Chris“ in ihrem Haus auf der nahe gelegenen Insel MEGANISI und wir verbringen einen netten Nachmittag auf  der Terrasse ihres schönen Hauses mit wunderbarem Fernblick über die ionischen Inseln.

Anschließend fahre ich gegen 1700 weiter nach Lygia und sehe schon aus der Ferne Mick's Boot vor Anker liegen.

Und wieder zurück nach Korfu....

Am 28.9. um 0800 lichten wir die Anker um dann pünktlich um 0900 durch die geöffnete Drehbrücke nahe der Stadt Lefkas zu fahren. Unser beider Ziel sind die rund 45sm NW – lich in der Nähe des Festlandes gelegenen SYVOTA – Inseln. Hier versuche ich erstmals Mick von seinem Plan noch in diesem Jahr nach England weiterzufahren abzubringen. Ich rate ihm dringend die notwendigsten Reparaturen in Ruhe in der Gouvia Marina durchzuführen und erst im kommenden Frühjahr seine Fahrt nach England fortzusetzen. Dieser Vorschlag behagt ihm aber ganz und gar nicht. Wahrscheinlich ist es für ihn auch ein finanzielles Problem. Wie es mit ihm dann weiter ging, weiss ich nicht, da wir uns am nächsten Tag – den 29.9. – nach dem Einlaufen in die große Gouvia Marina auf KORFU, aus den Augen verloren haben.

Ich bin danach jedenfalls sehr beschäftigt alles mit Herrn. Spiros, dem Werftbesitzer, wegen des Winterlagers der KIRLEKING sowie die durchzuführenden Arbeiten am Boot bis im April nächsten Jahres abzuklären. Auch muss ich meine Vorbereitungen für meinen Heimflug nach Wien treffen.

Am 3.10. wird die KIRLEKING in der nahe gelegenen Spiros – Werft mittels Slipwagen an Land gezogen. Anschließend verbringe ich die letzte Nacht auf dem Boot – nunmehr an Land – um dann am 4.10. zeitlich in der Früh zum Flughafen zu fahren.

Als ich bald danach in der Maschine – vorerst nach Athen – sitze, bin ich wiederum dankbar dafür, dass ich die KIRLEKING nach diesem langen Törn über insgesamt 2.530sm bzw. 4.685km und nach 103 Tagen auf See wieder sicher in ihren Heimathafen zurückgebracht habe. Auch wird mir so manche neu gewonnene Erfahrung bei meinen künftigen Törns  zu Gute kommen und ich bin auch dankbar für die vielen schönen und interessanten Erlebnisse die ich auch auf dieser Reise wieder einmal sammeln durfte.

Liebe Grüsse,
Erich Bichlbauer

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