Im November 2007 segelte ich, Michael Lindner, auf einem 50 Fuß Boot über den Atlantik.
Ich will einerseits sehen, wie das Meer außerhalb des Mittelmeeres ist und andrerseits kennen lernen, wie es ist, drei Wochen nur Wasser zu sehen.
Die Route ist von den Kanarischen Inseln über die Cap Verden nach Brasilien.
Cirka 2.500 Seemeilen in drei Wochen nach SSW über den Äquator. Immer warmes Wetter. Die Vorbereitung für diese Reise beginnt cirka ein halbes Jahr vor Törnbeginn und jedem Crewmitglied werden Arbeitsbereiche zugeteilt. (Essen, Medikamente, Wetterkunde, Segelreparatur, etc)
Ich habe das große Glück, mit einer tollen Crew zu segeln, was sicher mit ein wichtiger Punkt ist, dass mir die Reise in unvergesslicher Erinnerung bleiben wird. Das erste Stück Weg bis zu den Kap Verden haben wir Wind von hinten, was zur Folge hat, dass der Spi tagelang gesetzt bleibt.
Die Crew besteht aus zwei Teams, die sich den Dienst aufteilen. In der Nacht ein Vierstundenrythmus, dies bedeutet max. 3,5 Stunden Schlaf. Man gewöhnt sich bald daran. Eindrucksvoll ist die große Weite, niemand außer uns. In der Nacht mit Spi mit bis zu 8 Knoten bei wunderschönem Sternenhimmel zu segeln, ist imposant. Dachte ich bei der Vorbereitung für die Reise noch, dass Essen werde spartanisch werden (wir müssen auf den Kanaren für zehn Leute für drei Wochen einkaufen), ist es dann alles andere als das. Wir fangen laufend sehr schmackhafte Fische, die den sowieso schon tollen Speiseplan noch delikater machen.
Ein Zwischenstopp ist auf den Kap Verden, jedoch nur kurz zum nachbunkern. Eine sehr trockene Inselgruppe. Das ganze Jahr über hat es bis November nur einmal geregnet. Aber wieder zeigt sich, je ärmer die Bevölkerung, umso hilfsbereiter. Weiter geht die Reise bis Brasilien, Recife. Jede Nacht Unmengen an Sternen, man erkennt Planeten und der Mond ist eindrucksvoll. Von Nacht zu Nacht denkt man, die Gestirne kommen einem näher. Und jeden zweiten Tag erlebt man den Sonnenaufgang. Natürlich habe ich gehofft, Delphine zu sehen und zweimal haben wir das Glück. Einmal begleitet uns ein Schwarm von über zehn Stück mehr als eine Stunde.
Im Bereich des Äquators durchqueren wir die Doldrums. Eine windunbeständige Region von ca. 100 Meilen Breite. Hier treffen die nördlichen Winde von der Nordhalbkugel mit den südlichen Winden von der Südhalbkugel aufeinander. Sie steigen auf und bilden tropische Gewitter, Unwetter und Windstille. Ein mystisches Schauspiel.
So wie es plötzlich beginnt, endet es auch wieder.
Und dann der Äquator. Das erste Mal bin ich auf der Südhalbkugel und gleich mit Äquatortaufe.
Ab den Doldrums kein Spi mehr, der Wind kommt jetzt von vorne. Aber wer segelt schon fast 14 Tage tag und nacht mit Spinnaker. Beim Amwindkurs wird das Leben an Bord etwas unruhiger, jedoch immer auf Steuerbordschoten.
Und dann ist es so weit. Land in Sicht. Die Welt hat uns wieder. Drei Wochen mit etwas mehr Zeit für sich selbst als sonst, drei Wochen in denen man erkennt, dass man auf dieser Welt wirklich nur ein kleines Staubkorn ist, sind vorbei.
Und schön war's. Und herzlichen Dank an den Skipper für die gute Überfahrt.
Noch ein paar Fotos gibt es hier...
Michael