Urlaub am Bauernhof - ein etwas anderer Urlaub eines Seglers



Hallo, liebe Freunde!

Nie hätte ich gedacht, dass mir als eingefleischten Segler ein „Urlaub am Bauernhof“ wirklich zusagen könnte. Nach gut 4 Wochen gemeinsam mit Ingrid hier in Baierdorf am Fusse des Sölkpasses, etwa 20km N-lich von Murau gelegen, wurde ich jedoch eines besseren belehrt.
Die „steirische Holzstrasse“ die dieses äusserst waldreiche und von vielen Gebirgsbächen durchzogene Gebiet durchquert, ist ein deutlicher Hinweis auf die allgegenwärtig anzutreffenden schönen und eindrucksvollen Arbeiten aus diesem Naturwerkstoff. Viele Höfe – so wie auch unserer – unterhalten ausserdem Pferde die oft auf einem alljährlich stattfindenden, mit einem grossen Fest verbundenen Pferdemarkt, ihre Besitzer wechseln.
Anfangs durchstreiften wir gemeinsam zu Fuss die waldreiche Umgebung in Richtung Sölkpass wobei wir fast jedesmal Rast bei der an der Sölkpassstrasse gelegenen Augustinerkreuz - Kapelle (s. Bild weiter unten) einlegten.  Diese Strasse, die das Mur - mit dem Ennstal verbindet, wird stark von Motorradfahrern frequentiert  und gilt unter diesen als „ein Mekka jedes eingefleischten Bikers“. 

Reitertreffen auf dem Sölkpass...
Am Sonntag den 12.7. – die Wintersperre der Sölkpassstrasse war erst kürzlich aufgehoben worden – fuhren wir auf den Sölkpass um  einem alljährlich stattfindenden Reitertreffen von Reitern aus dem Mur- und Ennstal beizuwohnen. Dabei wird an die historische Bedeutung dieser Gebirgsstrasse als Transportweg v.a. für Salz (aus dem N) und Wein (aus dem S) gedacht.


Das Reitertreffen am Sölkpass an dem  heuer
insgesamt 79 Reiter teilnahmen


Die Reiter aus dem Murtal – teils in historischen Trachten (li u. re)


Während eines kleinen Festaktes werden u.a. zwischen den beiden Gruppen symbolisch Salz und Wein ausgetauscht


Ingrid und unsere Quartiergeberin (re)

Die Reitergruppe  aus dem Ennstal








In einer „Surpfanne“ wird ein mit Speck gut gewürzter Erdäpfelschmarrn zubereitet




Der nahe der Ortschaft Schöder gelegene Günster Wasserfall ist mit seinen 65m Fallhöhe der grösste Wasserfall der Steiermark


Ausflüge mit dem Auto in die nähere Umgebung...
Diese Ausflüge führten uns nicht nur zum grössten Wasserfall der Steiermark (s.Bild oben), sondern auch zu einigen völlig unverbauten naturbelassenen Seen, die auch zum Baden einladen, wenngleich die Wassertemperatur von „unter 20 Grad“ doch einiger Überwindung bedarf.

Links der kleinere Schattensee (1317m) und rechts der grössere Etrachsee (1374m) – beide in malerischer Umgebung gelegen

Eine besondere Attraktion ist das sowohl in Murau als auch in anderen Ortschaften dieser Region gefeierte Samson Fest in Erinnerung an  die seinerzeitige Aufstellung einer Bürgerwehr in Murau die bereits auf die Gründung der Stadt Ende des 13.Jhdts zurückgeht.

Das Samson – Fest in Krakaudorf (li Bild). Eine der vielen Holzschnitz - Figuren denen man hier immer wieder begegnet, sei es nun einfach eine Figur  in einem Garten (so wie auf dem Bild – re), oder in Form von schönen reich verzierten Brunnen usw.

Beobachtungen eines „Golfdummy’s“.....
Meine zahlreichen Radausflüge auf die ich nachstehend noch eingehen werde, liessen mich öfters eine Pause im Golf-Restaurant „Pfiff“ auf einem der angeblich grössten und schönsten Golfplatz-Anlagen Österreichs am Kreischberg ob Murau in dem auch „Radler“ willkommen sind, einlegen. Besonders an den Wochenenden beobachtete ich genüsslich die rege Betriebsamkeit auf dieser Anlage. Sei es nun der Anblick der Spieler die ihre Golfutensilien im Gänsemarsch auf den mit Split ausgelegten Wegen laut rumpelnd von einem Green (so heisst das doch – oder?) zum anderen hinter sich herziehen oder im Gegensatz dazu der zur Schau gestellte Snobismus der offensichtlich betuchteren Klientel, die in ihren Elektrowägelchen am Platz herumkurven um auf diese Weise ihre sportlichen Aktivitäten garantiert auf das gewünschte Minimum zu beschränken. Andere wieder suchen einzeln oder auch in kleinen Gruppen ihre im angrenzenden hohen Gras verirrten Bälle, so dass bei mir unwillkürlich wieder Kindheitserinnerungen an Ostern wach wurden. Wieder andere trachten mit teleskopartig verlängerten Stangen ihre Bälle aus den kleinen Teichen die den Platz durchziehen an Land zu bringen, um sie wieder bestimmungsgemäss verwenden zu können.


Der an der Murtal - Bahn gelegene Golfplatz Kreischberg ob Murau. Im Hintergrund am W-lichen Ende des Platzes das Golf-Restaurant „Pfiff“

Fahrradständer auf den Radwegen bestehen häufig aus ganz einfach „eingesägten“ Baumstämmen die sich schön in die Natur einfügen.

Besonders angetan war ich von zwei  perfekt gestylten jungen Männern („blaue Hose mit Bug“), die intensiv den Abschlag ihrer Bälle von etwa 15cm aus dem Gras ragenden „Plastikstüpfelchen“ übten. Als der eine von ihnen nach etwa zehn schwungvollen „Leerschlägen“ endlich den Ball anvisierte gab es einen dumpfen Knall da er mit dem Schläger den Stüpfel „rasiert“ und somit den Ball nur tangential an seiner Unterseite getroffen hatte. Dadurch hüpfte der Ball jedoch über seinen Schläger in die Gegenrichtung und blieb etwa 3m hinter ihm  im Gras liegen. Gebannt spähte der junge Mann jedoch weiterhin in Richtung der vorgesehenen  Flugbahn seines Balles, da er dessen eigenwilliges Verhalten nicht mitbekommen hatte. Erst jetzt stiess ihn sein Nachbar an und deutete wortlos auf den hinter ihm befindlichen Ball. Beiden Golfdebutanten war in diesem Augenblick ihre Frustration deutlich in’s Gesicht geschrieben...!

Um Missverständnisse zu vermeiden möchte ich betonen, dass mir als absoluten „Golfdummy“ vor allem die erwähnten Randerscheinungen dieses zweifellos schönen Sports in’s Auge gestochen sind und ich hoffe nur, dass kein eingefleischter Golfenthusiast diese Zeilen liest und mich demnach mit - zumindest gedanklichen - Morddrohungen verfolgt....!

Ergiebige Schwammerlsuche.....
Vor allem Ingrid war bisher bei der Auskundschaftung ergiebiger Schwammerlplätze sehr erfolgreich. U.a. entdeckte sie auf einem ihren Pirschgänge einen völlig abgeschiedenen im dichten Dickicht versteckten weitläufigen Eierschwammerlplatz. Da die Schwammerln im Durchschnitt jedoch noch sehr klein waren, warteten wir noch 4 Tage mit der „Ernte“. Auch Herren- und sogar einige Steinpilze zählten zu unseren Erfolgserlebnissen.


Ein kleiner Ausschnitt eines ergiebigen Eierschwammerlplatzes

Seltener lachten uns - wie auf diesem Bild - Herren- oder sogar Steinpilze entgegen

Die „rustikale Gourmetmeile“....
Um selbstgemachten Ziegenkäse in allen Variationen (auch in Form einer Roulade mit Kernöleinlage) zu erstehen, fährt man direkt zum „Ziegenbauer“. Um Speck, Würste oder würziges Brot zu kaufen, sucht man die „Speckbäurin“ auf oder besucht deren Stand im nahegelegenen St.Peter den sie dort jeden Freitag am Hauptplatz des kleinen Ortes errichtet. Er ist nicht zu verfehlen, denn es gibt nur diesen einen Stand ...! Jeden Mittwoch ist Pflichttermin beim „Hammerschmied“ im nahegelegenen Ranten um dort „das beste Backhendl der Obersteiermark“ zu geniessen. Vorbestellung ist jedoch notwendig, da Viele auch aus der weiteren Umgebung kommen um ein solches zu erstehen.
Der einmalig schön gelegene nur etwa 2km von unserem Quartier entfernte „Rauch – See“ bietet sich für einen in jeder Weise perfekten Fischgenuss an. Andreas, der Eigner,  grillt persönlich seine frisch aus dem See geholten Forellen und Saiblinge auf einem Holzkohlenrost in einer offenen Hütte und man geniesst diese dann bei schöner Musik auf der direkt am See gelegenen Holzterrasse.

Hier am „Rauch – See“ kann man in stimmungsvoller Umgebung hervorragend zubereitete Forellen und Saiblinge aber auch andere gute Gerichte geniessen

Unterwegs mit meinem Fahrrad....

Nach ein paar Tagen Eingewöhnung begann ich per Rad die umliegenden Almen und Hütten  dieser schönen Gegend zu erkunden. Seither hab ich beinahe täglich eine Radtour unternommen und hab dabei von Baierdorf (894m) aus u.a. folgende Gebiete bzw. Hütten besucht:
Die Kreuzerhütte (1378m) in Richtung Sölkpass (3x), die Griesserhütten - Alm (1600m), das Gebiet um die Stolzalpe N-lich von Murau (2x), 2x die Murauer Hütte auf der Frauenalpe S-lich von Murau (1583m), die Grazer Hütte im Bereich der Frauenalpe (1330m), die Hausererhütten- Alm (1748m) und die Rieglerhütte am Kreischberg (1745m), dem bekannten Schigebiet S-lich von St.Lorenzen ob Murau. Einmal fuhr ich auch den schönen Mur – Radweg über Murau (830m) die Mur aufwärts bis Stadl an der Mur und von dort auf die Flattnitzhöhe (ca.1400m) bis über die Grenze nach Kärnten und ein anderes Mal, ebenfalls von Baierdorf über Murau den Mur – Radweg bis Tamsweg und anschliessend durch das Seetal zurück nach Baierdorf.
Ingrid stieg derweil einmal ganz allein von der Kreuzerhütte bis zu den eindrucksvoll gelegenen Zwieflerseen (1800m) im Bereich des Sölkpasses auf.
Von den genannten Hütten sind nur die Kreuzerhütte, die Murauer Hütte sowie die Rieglerhütte bewirtschftet.


Im Bereich der Griesserhütten-Alm (ca.1600m), N-lich von Baierdorf

Bei der Augustinerkreuz - Kapelle auf dem Weg zur Kreuzer Hütte Richtung Sölkpass

Auf der letzgenannten Hütte wurde mir ein unverhofftes Kompliment zuteil.
Als ich nämlich die Hüttenterrasse betrat, fragte mich der Hüttenwirt ob ich mit dem Rad wirklich „von ganz unten“ heraufgekommen sei. Als ich dies bejahte und hinzufügte, dass ich (sogar) aus Baierdorf komme, entfuhr es ihm, zu seinen Gästen – zwei deutschen Ehepaaren – gewandt: „Dös is a narrischer Hund....“! Ich fasste diese urwüchsige Bemerkung jedenfalls als Kompliment auf und freute mich offen gesagt über die Streicheleinheiten die auf diese Weise meinem Ego zuteil geworden waren.


Auf dem Weg zur Rieglerhütte

Die Rieglerhütte am Kreischberg (1745m)

Besonders auf den Fahrten zu den unbewirtschafteten Hütten ist man oft stundenlang völlig allein unterwegs und die Pausen auf dem Weg nach oben nützte ich dabei oft zum Schwammerlsuchen oder zum Pflücken von Erd- oder Heidelbeeren. Wenn ich dabei noch zu einem Brunnen oder gar einer Quelle kam deren kaltes Wasser direkt aus dem Waldboden quillt, stillte ich auch gleichzeitig den Heisshunger mit ein paar Bissen von der mitgenommenen Jause. In solchen Momenten ist der Genussfaktor des Essens und Trinkens durchaus mit einer Mahlzeit in einem Haubenlokal vergleichbar.


Unterwegs im Bereich der Stolzalpe. Blick auf Murau

Eine wohlverdiente Pause....

Natürlich waren für mich alle diese Fahrten mit grossen Anstrengungen verbunden und meinen Schweiss könnte man wahrscheinlich in Litern messen wenn er nicht verdunstet wäre. Die Umwelt hab ich dabei wohl nicht geschädigt, sicher hab ich jedoch mein Schärflein zur „Erderwärmung“  beigetragen.....!

In knapp zwei Wochen werde ich jedoch mein Rad wieder mit der KIRLEKING vertauschen und wiederum von Korfu aus in See stechen.

Liebe Grüsse,
Erich Bichlbauer.

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