Mein Direktflug am 18.8. von Wien nach Samos wo ich in der schönen und gepflegten Marina nahe dem Ort Pythagoreon die KIRLEKING für ca. 2 Monate "geparkt" hatte (s. mein 1.Bericht), verläuft reibungslos.
Bevor ich jedoch wieder ein völlig ungebundenes Seeleben führen kann, sind 9 SteirerInnen ( 2 Ehepaare, 3 Jugendliche und 2 Kinder) 3 Tage lang meine Gäste auf dem Boot. Sie haben für 6 Tage ein Hotel in Pythagoreon gebucht und wir machen jeden 2. Tag ihres Aufenthaltes Ausfahrten in nahegelegene Buchten. Die ganze Aktion war mein Einfall anlässlich des letzten "Urlaubs am Bauernhof" von Ingrid und mir in Baierdorf nahe Murau und anlässlich dessen wir guten Kontakt zu der weit verzweigten "Grossfamilie" geknüpft hatten.
Das nebenstehende Bild zeigt meine Gäste am Bug der KIRLEKING am Ankerplatz vor dem Ort Pythagoreon. Da alle - ausgenommen Werner (ganz links im Bild) - noch nie auf einem Boot waren, war es für sie ein grosses Erlebnis und für mich ist die Begeisterung und Freude mit der sie bei der Sache sind eine grosse Genugtuung und letztlich auch ein persönlicher Erfolg dass alles so gut geklappt hat.
Nach diesem netten Erlebnis verlasse ich Samos am
31.8., fahr nach Patmos wo ich im Hafen Skala Diesel und Wasser bunkere sowie mich mit allem versorge was man für ein vagabundierendes Leben auf See eben so braucht.
Das Wetter ist prachtvoll schön und nachdem ich auch die Plätze "meiner Feigenbäume" besucht und mich mit diesen herrlichen Früchten versorgt habe, geht’s am 5.9. weiter zur kleinen felsigen Insel Donousa W-lich von Naxos. Es sei angemerkt, dass die Route meiner Rückreise nach Korfu weitestgehend der Route meiner Fahrt nach Samos entspricht (s. Törnroute am Ende des Berichts). Aufgrund einsetzenden starken N-Winds in diesem Teil der Ägäis werfe ich in der an der S-Seite der Insel gelegenen malerischen Bucht O.Dendro (s. Bild) meinen Anker.
Hier bleib ich volle 3 Tage, da es Äolos - dem Gott der Winde beliebt - meinem Drang, die weite Bucht von Naousa an der N-Spitze von Paros anzusteuern, vorerst eine Riegel vorzuschieben. Aber ich geniesse den Aufenthalt in dieser angenehmen Umgebung und probier hier auch erstmals mein Unterwassergehäuse für meinen Fotoapparat aus. Ich hab auch netten Kontakt mit den Chartercrews zweier anderer Yachten, die aber nach einer Nacht morgens immer gleich in Richtung S weiterfahren. Auch mach ich einen kleinen Ausflug aber bei der Hitze - es hat deutlich über 30°C - ist mir schwimmen und schnorcheln in dem glasklaren Wasser lieber.
O.Dendro (Insel Donousa)
Im linken Bild mein sehr gut eingegrabener 43kg schwerer "Jambo" - Anker auf etwa 7m Wassertiefe. So etwas ist Sicherheit und Beruhigung zugleich, da auch nachts starke Fallböen von den hohen Felswänden in die Bucht herabfallen. Im rechten Bild die KIRLEKING vor Anker. Starker Wellengang in der Bucht durch Fallböen - und damit verbunden natürlich auch unruhige Nächte...!(Aufnahmen mittels meinem Unterwasser-Gehäuse) |
Am 9. 9. ist es dann soweit. Äolos ist endlich die Puste ausgegangen und ich fahr in NW-licher Richtung an die N-Spitze der Insel Naxos und von da in die nahegelegene riesige Bucht (eigentlich ist es ja ein Golf) an deren SE-Seite der malerische Ort Naousa liegt. Hier bleib ich wiederum - diesmal "freiwillig" - 3 Tage in denen ich u.a. an einer Unterwasserboje für meinen Anker herumbastle um diesen wieder frei zu bekommen wenn er sich z.B. in einer Felsspalte verklemmt haben sollte.
Versuche mit einer "Unterwasserboje" im "Golf" von Naousa (Insel Paros)
Im linken Bild meine Versuchs - Unterwasserboje an die ich unter Wasser einen mittels Leine abgesenkten Haken anbringen kann, der sich automatisch einklinkt sobald er in den Bügel der Boje eingeführt wird. Versuch bei 7m Wassertiefe. Im rechten Bild derselbe Versuch (vor dem Einführen des Hakens) bei 11m Wassertiefe. Hier dauerte es etwa 10 min bis es mir gelang den Haken in den Bügel einzuführen |
Während ich mit Eifer meinem Unterwasserbojen - Projekt nachgehe beobachte ich aus den Augenwinckeln voll Neid die immer wieder in der Ferne auftauchenden Wasserschifahrer, die von einem Powerboot gezogen in eleganten Schwüngen riesige Wasserfontänen aufwirbeln. Irgendwann packt auch mich der Ehrgeiz und kurz entschlossen schwinge ich mich ins Dingi, fahr in die Seitenbucht wo sich das Wasserschizentrum befindet und melde mich bei "Janis" zu einer Runde Wasserschi an.
Wasserschifahren im "Golf" von Naousa (Insel Paros)
In den beiden linken Bildern der Ort Naousa im Hintergrund. Im rechten Bild (oben) die KIRLEKING vor Anker. Ich fahre 2 Runden zu je 15min. In der
2. Runde begleitet uns die Freundin von Janis im Wasserschiboot und macht mit meinem Fotoapparat die gezeigten Schnappschüsse. Nicht auf den Fotos zu sehen sind meine insgesamt 5 Kapitalstürze (3 in der ersten Runde und 2 in der Zweiten wobei einer vermeidbar gewesen wäre).
Trotzdem bin ich befriedigt es noch so gut zu beherrschen da es schon ca.30 Jahre her ist dass ich in Venezuela das letzte Mal gefahren bin. Ich verspreche Janis und seiner netten Freundin nächstes Jahr wieder zu kommen.
Schweren Herzens verlasse ich diesen schönen Platz am 13.9. und besuche noch den nahegelegenen Hauptort von Paros, Parokia wo ich in der grossen dem Ort vorgelagerten Bucht den Anker werfe. Hier herrscht noch immer reges Touristentreiben. Ich versorge mich in einem kleinen mir gut bekannten Supermarkt mit frischem Gemüse und esse zu Abend in einer mir ebenfalls schon vertrauten Taverne.
Milos
Im linken Bild die ehemalige Festung v. Milos. Auf deren Mauerresten steht heute eine kleine Kirche. Im rechten Bild die eigenwillige Kirche im Ort Plaka - am Fusse der Festung, hoch über der Bucht von Adamas |
Im Bild links "Ferienwohnungen" am Wasser an der Einfahrt in die Bucht v. Adamas (Milos).
Ich bin etwas besorgt dass das nun schon lange Zeit anhaltende schöne Hochdruckwetter plötzlich umschlagen könnte und bleibe deshalb nur einen Tag auf Milos, meiner nächsten Station, um gleich darauf am 16.9. meine längste Traversierung von Milos zur Insel Elafonisos, nahe der S-Spitze des E-lichsten Fingers der Peloponnes fortzusetzen. Für diese 75sm (139km) lange Strecke bieten sich mir optimale Verhältnisse und ich kann über lange Strecken bei annäherndem Dwars-Kurs unter "Vollzeug" (Genua, Gross- und Besansegel) fahren was am Ende einen Schnitt von 7,5kn bzw. eine Gesamtdauer der Fahrt von "nur" 10 Stunden ergibt.
Ich bleibe einen Tag in der schönen S-Bucht der Insel und geniesse hier wieder einmal das kristallklare Wasser und die langen schönen Sandstrände der Insel. Als ich gerade in der Kajüte bin, ruft jemand draussen meinen Namen. Völlig überrascht stürze ich hinaus ins Cockpit und sehe einen Schwimmer, der sich als Janis - dem Wasserschibetreiber aus Naousa - entpuppt. Er nimmt hier in der Nähe an der Hochzeit eines Freundes teil und ist hierher mit Fähre und Auto angereist.
P.Kayo (Halbinsel Mani - Mittelfinger der Peloponnes)
Im linken Bild die Bucht v.P.Kayo. Im rechten Bild "Steinhäuser" die früher einmal als befestigte Wehr für "Familienfehden" dienten, heute jedoch privat oder auch kommerziell für den Fremdenverkehr genutzt werden. Interessant ist, dass diese aus Natursteinen bestehen die händisch(!) zubehauen wurden. |
Dann geht’s weiter nach P.Kayo - einer meiner bevorzugten Ankerplätze - nahe dem S-lichsten Punkt des Mittelfingers der Peloponnes. Obwohl ich hier bei entsprechender Wetterlage schon manche weitgehend schlaflose Nacht durch das wilde Stampfen meines Bootes verbracht habe, bin ich immer wieder beeindruckt von der eindrucksvollen Umgebung dieser weitgehend unberührten und z.T. von felsigen Abhängen eingerahmten Bucht.
Im Bild unten ein Containerschiff: Es darf nicht verwundern wenn bei solch einer Beladung in schwerem Seegang einzelne leere Container ins Wasser fallen und damit für andere Schiffe eine grosse Gefahr darstellen, da sie erfahrungsgemäss noch lange an der Oberfläche treiben bevor sie endgültig untergehen.
Ich bleibe 3 Tage und mache wieder meinen obligaten Ausflug zu Fuss zum "Todesorakel des Poseidon". Das Einzige was mich auf meinem Weg dorthin stört ist die
immer wieder vernehmbare "Knallerei" in der Umgebung, da jetzt die Zeit der Hasenjagd ist und viele Griechen mit ihren Hunden die sie im Auto meist in Holzkisten mit sich führen hierher kommen um die Gegend nach Wild abzusuchen. Ich bin immer wieder über die rücksichtslose Tierquälerei der diese Hunde in den engen oft mit nur wenigen Luftlöchern ausgestatteten Kisten ausgesetzt sind bestürzt, da die "Jäger" oft auch lange in einer Taverne verweilen während die Tiere in ihren Holzbehältnissen in der prallen Sonne ausharren müssen. Aber dass die Griechen im allgemeinen keinerlei Mitgefühl für Tiere haben, hab ich in all den Jahren leider schon sehr oft erleben müssen. Von einem deutschstämmigen Griechen hab ich einmal dazu folgenden Kommentar gehört: "Die Griechen schlagen ihre Hunde, die Deutschen ihre Kinder"......na ja!
Hier in P. Kayo ist es erstmals auf meiner Reise teilweise etwas bewölkt und es regnet auch kurzzeitig. Aber schon als ich am 22.9. nach Methoni aufbreche scheint wieder die Sonne und es herrscht weiterhin das bisher gewohnte schöne Wetter mit leichten Winden aus dem N-lichen Quadranten. (Im Bild unten ein Teil der weit ins Wasser hinausragenden Festung v. Methoni)
Tags darauf werfe ich meinen Anker im geschichtsträchtigen Golf von Navarone nahe der Stadt Pylos. In Pylos versorge ich mich u.a. wieder mit frischem Gemüse und verbringe einige Zeit auf dem eindrucksvollen von weitausholenden Platanen eingesäumtem Hauptplatz mit dem Denkmal von Admiral Codrington, dem hier im Jahr 1827 ein entscheidender Sieg gegen eine zahlenmässig überlegene türkische Flotte gelang und damit entscheidend zur Befreiung Griechenlands von der türkischen Herrschaft beitrug.
Am 25. 9. fahre ich bei schönem Wetter und günstigem Wind aus W weiter nach N und gehe in der weiten Bucht von Kataklon vor Anker um tags darauf die W-Seite des Golfs von Patras zu queren und nach passieren der E-lich gelegenen Insel Oxeia im Golf von Petala zu ankern.
In diesem grossen und sicheren Golf der immer wieder von etlichen Yachten aufgesucht wird, bleibe ich 2 Tage in denen ich einige Arbeiten am Schiff erledige (Im Bild links z.B. Näharbeit am Grosssegel zur Sicherung des Vorlieks in der Mastnut).
Leider verleidet mir - hier zum ersten Mal - eine überaus grosse Fliegenplage den Aufenthalt. Ich vermute dass diese auf Fischabfälle von den in dieser Gegend zahlreichen Fischzuchtanlagen zurückzuführen ist.
Nach Erledigung meiner Arbeiten bin ich daher froh am 28.9. meine Fahrt nach Nidri fortsetzen zu können wo ich in der grossen und bestens geschützten Vlycho-Bucht vor Anker gehe. Hier versorge ich mich wieder mit frischem Gemüse und erstehe auch einige Kleinteile für's Schiff beim "Shipchandler George's".
Da ich um weiter N-wärts zu den Syvota-Inseln zu gelangen, die Drehbrücke bei der Stadt Lefkas passieren muss und diese nur jede volle Stunde die Durchfahrt ermöglicht, fahr ich schon am 30. 9. zum S-lichen Ende des Lefkas-Kanals, leg mich in der Nähe der Hafeneinfahrt zum Ort Lygia vor Anker um am 1. 10. bequem um 0900h die Brücke passieren zu können. Es klappt alles wie geplant und ich erreiche am 1.10. schon um 1600h bei weiterhin schönem Wetter und günstigen Wind aus W-licher Richtung die Syvota Inseln von wo ich gleich am nächsten Tag meine letzte Fahrt nach Korfu antrete. (Im Bild rechts die Ansteuerung der Syvota-Inseln - rechts im Hintergrund).
Bei ruhigem Wetter und strahlendem Sonnenschein erreiche ich am 2.10. Korfu und werfe meinen Anker nahe einer kleinen, der Stadt Korfu vorgelagerten Insel. Dieser schöne und ruhige Ankerplatz wird kaum von anderen Yachten benützt und ist für mich schon seit langem ein "Geheimtip". Von hier bin ich in nur 20min auf der Werft von Hrn. Spiros auf der die KIRLEKING nun schon seit 14 Jahren "zu Hause" ist.
Am nächsten Tag lege ich mich vor die Werft vor Anker, besuche Hrn. Spiros und seine Mitarbeiter und begebe
Die KIRLEKING vor und nach dem Slipvorgang. Im linken Bild wird sie vorsichtig auf den bereits im Wasser befindlichen Slipwagen gefahren und danach werden die seitlichen Stützen mittels an der Basis des Wagens verlaufenden Spindeln an den Rumpf angedrückt. Danach wird das Schiff mittels elektrischer Winde an Land gezogen (s. rechtes Bild). Der ganze Vorgang dauert etwa 15 Minuten. |
mich anschliessend zur Hafenpolizei um die KIRLEKING für die Wintermonate abzumelden, alles problemlos.
Zwei Tage später - am 5.10. - wird die KIRLEKING in bewährter Weise mittels Slipwagen an Land gehievt und nach einer Nacht auf dem nun an Land aufgebockten Schiff, flieg ich - leider wegen Streiks mit fast 2 stündiger Verspätung - nach Athen. Bei meiner Ankunft in Athen muss ich leider feststellen, dass ich meinen Anschlussflug nach Wien trotz dessen starker Verspätung knapp verpasst habe. Es gelingt mir jedoch mit etwas Glück auf dem völlig überlasteten Flughafen Athen einen Flug nach Wien zu ergattern.
Obwohl müde und erschöpft von den Anstrengungen der letzten Tage die immer mit dem Ende nach einer so langen Fahrt und dem Aufslippen des Bootes verbunden sind, fällt die Anspannung langsam von mir ab und ein Gefühl der Erleichterung gewinnt schliesslich die Oberhand. Ich bin zufrieden und dankbar, dass ich diese schöne Reise wieder einmal ohne grössere Probleme beenden durfte und dass ich wiederum schöne Eindrücke und wertvolle Erfahrungen mit nach Hause nehmen darf.
Törnroute:
Beste Grüsse,
E. Bichlbauer