Wann sonst, außer bei Generalversammlungen, hat man denn schon die Gelegenheit einer solch stattlichen Anzahl von Mitgliedern gegenüberzustehen. Wäre nur die Hälfte der heute anwesenden auch bei den Regatten aktiv dabei, unsere Regattaleiter kämen ganz schön ins Schwitzen. Aber was soll’s – wir geben die Hoffnung niemals auf.
Jubiläen zwingen uns zurück zu blicken, auf die Zeit die hinter uns liegt und 40 Jahre sind nicht gerade wenig. Daher will ich sie etwas mit der Gestehungsgeschichte unseres Clubs konfrontieren, die vielen von Ihnen bereits aus dem Gedächtnis entschwunden, den jüngeren bzw. neu hinzugekommenen Mitgliedern vermutlich vollkommen unbekannt ist.
Drehen wir also das Rad der Zeit zurück. 1962, eine Handvoll , nein um genau zu sein 7 enthusiastische Segler auf der alten Donau haben eines im Sinn – möglichst viel und natürlich schnell zu segeln. Schnell wurde allzu oft mit zuviel Lage gleichgestellt. Auch bei meinen ersten „Gehversuchen“ unter Segel auf der alten Donau galt: je mehr Wasser im Boot desto besser. Und wenn einem vom Bootsvermieter noch angedroht wurde nie mehr ein Schiff zu bekommen, ja das war die sportliche Krönung schlechthin.
Doch zurückzukommen auf die glorreichen sieben, diese hatten ja eigene, selbstgebaute Boote.
Es fehlte nur eines: ein interessantes, möglichst windreiches Revier, nahe bei Wien, was lag näher als der Neusiedlersee – und wenn geht, gleich mit Steg, Hafenanlage etc.
1962 erfolgte die Gründung (noch unter einem anderen Namen: SSC Nautica ) SSC stand für Selbstbau-Segelclub . jedes Mitglied hatte sich gefälligst selbst ein Schiff zu bauen, mit dem Hintergedanken, dass solche Leute auch in der Lage sind mit Hammer und Nägel einen Steg zu zimmern. Erlauben Sie mir an dieser Stelle die boshafte Bemerkung, dass unser heutiges Hafenbecken wohl sehr verwaist da läge, hätte man diese Verpflichtung nicht schon bald aus den Statuten gestrichen.
Von vielen der Gründer mussten wir uns leider schon viel zu früh verabschieden, zwei Enthusiasten der ersten Stunde, sind aber heute unter uns – Hr. Ernst Deimel seines Zeichen begnadeter Bootsbauer und der laut Selbstaussage „nautische Rat“ Herr Ing. Heinz Rösner.
Was folgte war die Zeit der Herbergssuche, denn wenigen von ihnen bewusst – wären wir bald in Illmitz gelandet. Anscheinend war, wenn ich den schriftliche Aufzeichnungen unseres langjährigen Regattaleiters Herrn Strebinger folge, in den Jahren 1962-1964 die Entschlussfähigkeit des Podersdorfer Gemeinderates dem Projekt nicht förderlich. Erst am 3.3.1965 war Unterzeichnung des Protokolls zur Bauverhandlung für Zugangs- und Anlagesteg der alten Anlage – es konnte losgehen! Unter abenteuerlichen Bedingungen schaffte man Baumaterial herbei, die Stegbretter aus alten abgebrochenen Plakatwänden - für uns heute sicher nicht leicht vorstellbar. Jedes Mitglied war verpflichtet mindestens 25 Arbeitstunden (zum Aufbau und Erhalt der Clubanlage) zu leisten . Durch Zahlung eines so genannten Verweigerungsgeldes war man von dieser Verpflichtung entbunden – logische Schlussfolgerung, es entstanden unter den Clubmitgliedern sofort die Gruppen „Radschas“ und „Kulis“. Die ersteren zahlten lieber, was die Kulis taten, brauche ich hier wohl nicht näher zu erläutern.
Ja, ehe ich es vergesse, der Namenswechsel auf Yachtclub Podersdorf erfolgte im Oktober 1964 gleichzeitig mit dem Auftrag zur Aufnahme in den ÖSV. Diesem wurde ziemlich genau ein Jahr später stattgegeben - zum Glück, denn Geld für Zahlungen war ohnedies rar.
Fünf wunderschöne Jahre durften wir in der heimeligen Atmosphäre der alten Clubanlage verbringen, Regatten wurden abgehalten, so auch die 1. Drei Insel mit immerhin 5 Teilnehmern.
1970 war es wieder einmal so weit. Neuerlich Standortwahl, genau wo wir jetzt stehen und hoffentlich auch die endgültige. Der Clubvorstand reichte das von Herrn Arch. Eberstaller verfasste Projekt bei der Gemeinde ein - dank großen Verständnisses vom amtierenden Gemeinderat ging es wesentlich rascher. Priorität hatte natürlich Hafen und Steganlage, gekoppelt mit dem Bau und Verkauf von Kabaneneinheiten an Clubmitglieder, um die Finanzierung einigermaßen zu sichern.
Erst in zweiter Instanz erfolgte die Errichtung des, am See wohl einmaligen Clubhauses, in Pyramidenform mit der Fertigstellung 1979.
Ein richtiger Segel – bzw. wenn wir in unser Hafenbecken schauen - Yachtclub war entstanden, Nicht zuletzt dank der Visionen und Zielstrebigkeit einzelner Vorstände und Mitglieder. Besonders unser Ehrenmitglied Herr Dr. Josef PÜSPÖCK trug wesentlich zur Realisierung des Projektes bei.
Wo stehen wir jetzt:
217 Mitglieder versuchen ein möglichst konfliktfreies Miteinander auf ca. 35.000 m2 Landfläche und einer Wasser und Schilffläche des gleichen Ausmaßes. Unsere Kleinsten, die Optis, haben stets viel Spaß bei der Kontaktaufnahme mit der Faszination des Segelns. Höhepunkt ist die alljährliche Jugendwoche im August – Podersdorfer Kinder sind bei dieser Veranstaltung als aktive Teilnehmer wieder herzlich willkommen. Die neun Regatten unseres Clubs sind heute Fixpunkte der sportlichen Segler am See. Dank der Initiative unseres Oberbootsmannes zieht es alle zwei Jahre die Regattabegeisterten zum bereits traditionelle BWR – die Podersdorfer Clubfahne ist - übertrieben gesprochen, auf fast allen Weltmeeren präsent.
Dem Club stehen aus Mitglieds- und Liegeplatzgebühren ein Jahresbudget von rund Euro 145.000 zur Verfügung. Rund 50% davon fließen jährlich ortsansässigen bzw. in der Region beheimateten Klein und Mittelständischen Unternehmen zu. Rein kaufkraftmäßig zum heutigen Zeitpunkt betrachtet, heißt das nicht mehr oder weniger, dass seit bestehen Euro 218.000 im Wege der Umwegsrentabilität regionalen Betrieben zugute gekommen sind. Der Yachtclub Podersdorf ist heute ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor.
Diese Aussage könnte am Ende meiner Ausführungen stehen, soll sie aber nicht. Ein Punkt fehlt noch : wo gehen wir hin? - ein wagemutiger Blick in die Zukunft .
Was wünscht sich der Vorstand des Yachtclub Podersdorf? Es sind nicht vorrangig Zuschüsse, ganz gleich in welcher Höhe und natürlich so oft wie möglich. Wobei wir uns, als rein selbstfinanzierender Club natürlich über Zuwendungen jedweder Art wahnsinnig freuen.
Weiters eine für beide Vertragspartner zufrieden stellende Lösung bei einer Verlängerung des derzeit befristeten Pachtvertrages.
Und zu guter letzt viele wachsame Augen der Gemeindevertreter, damit ihr und auch unser Wohl einzigartiges Naturschutzparadies, der Neusiedlersee keinen Schaden erleidet.