Im zweiten Qualifier für das Champions League Finale am Berliner Wannsee zeigte unser Bundesliga-Team, warum sie auch in der heimischen Liga mittlerweile ganz vorne gehandelt werden. Sie qualifizierten sich fast ungefährdet als 9. im 20-Teams-starken Feld für das Champions-League-Finale. Wie es soweit gekommen ist, erzählen sie uns selbst.
Consti hat uns eine 6-Zimmer Villa im Luxusvorort Berlins gecheckt. Forststraße 40 ist zwar keine besonders nautische Adresse, aber wir haben sie trotzdem gerne genommen.Am Weg nach Berlin im Auto hat Calvin ständig das bekannte Lied „Pack die Badehosen ein“ hören wollen. Das fand sonst keiner lustig, trotzdem kamen wir irgendwann in der Forststraße an. Zu unserer Verwunderung war an dieser Adresse ein Kindergarten … es gibt fünf Forststraßen in Berlin. Aber schlussendlich haben wir es dann geschafft. Glücklicherweise war das kein schlechtes Omen für das bevorstehende Wochenende.
© SCL/Adam Bordylo
Wir sind zu fünft angereist, weil das Interesse groß war an dem Event teilzunehmen. Anna, Consti, Angelika, Xandy und Calvin. Wir dachten, man kann, wie in der österreichischen Liga üblich, einfach jede Wettfahrt die Crew rotieren. Beim Zusammensitzen am Mittwochabend sind wir dann vom sehr hilfsbereiten UYCAs-Team informiert worden, dass sie das auch machen wollten, das aber nicht möglich ist in internationalen Events… Warum war dann überhaupt die Meldung zu fünft möglich? Weil es eine Ausnahme gibt, die ein Segeln zu fünft erlaubt, wenn zwei Frauen an Bord sind. Dann muss aber auch zu fünft gesegelt werden. Immer! Darin sahen wir jedoch für uns einen deutlichen Nachteil. Also haben wir "den Kürzeren ziehen" gespielt. Anna war der Pechvogel und hat den Kürzesten gezogen. Das war ein großes Opfer, das die Arme da bringen musste. Die ganzen vier Tage an Land, verdonnert zum Zuschauen.
Segeln am Wannsee ist wie Segeln am Mattsee nur mit 4 Knoten mehr Grundwind. Also es dreht. Irgendwie. Irgendwann. Man fühlt sich recht wohl als Österreicher. Wie zu Hause auf den Oberösterreichischen oder Salzburger Seen.
Angelika wurde diesmal wieder zur Vorwindtaktikerin ernannt und hat endlich ihre dominante Seite ausgepackt. So konnten wir des Öfteren auf der Vorwind punkten bzw. unsere Position an der Spitze halten. Eine Diskussion, wie dicht oder wie offen die Fock-Luvschot gefahren wird, hat uns sowieso die ganzen vier Tage begleitet.
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Regeltechnisch positiv war ein geschärftes Verständnis der Proper-Course-Regel, die wir auf der Hinfahrt – neben Conny Froboess – intensiv studiert hatten. Das Case-Book konnten wir jetzt auswendig und zwar zum Frust der Hamburger All-Girls-Crew, die durch uns etwas weiter über den Anlieger fahren mussten, als ihnen lieb war. Das Norddeutsche "This is not Proper Course!"-Gekreische wurde gleich zweimal mit grünen Fahnen abgewunken. Trotz des energischen Fußgestampfes der Gegnerin. Calvin ließ es sich nicht nehmen, die Hamburger bei jeder weiteren Begegnung mit einem lieb gemeinten "Proper Course" zu begrüßen. An Land haben unsere zwei Teams die Situation noch weiter besprochen. Die Deutschen Mädels hätten ein Bündnis unserer Boote gegen die anderen Teams dem Zweikampf vorgezogen, was wir höflich aber bestimmt – weil ja auch historisch äußerst fragwürdig – ablehnten und nahmen uns stattdessen vor die 2 Punkte der vor uns liegenden Hamburgerinnen am letzten Tag abzufangen.
In der alles entscheidenden letzten Wettfahrt haben wir aber gleich beim Start einen Penalty kassiert. Diesmal aufgrund unterschiedlicher Interpretationen des Satzes "bis in den Wind luven". Nachdem ein eifriger Franzose uns beim Start von Lee aus luven wollte, haben Consti und Xandy der Jury zu verstehen gegeben, dass eine leicht einfallende Fock ja wohl ausreichen würde. "Wir stehen im Wind!". Die Jury sah das anders. Constis juristische Verhandlungsfähigkeiten transferieren normalerweise sehr gut aufs Wasser, wo er doch schon des Öfteren mit gekonnt gebrüllten Wortfetzen wie "Berührung war zu vermeiden", die österreichische Jury einschüchtern konnte. International braucht es anscheinend schwerere Geschütze.
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Geschlagen haben uns die Hamburgerinnen aufgrund unserer Performance am letzten Tag also trotzdem. Die notwendige Konstanz und der sprichwörtliche Killerinstinkt, um Calvins Späßchen zu rechtfertigen, fehlt also noch etwas.
Vor der Abfahrt hat unser Jurist aber gleich wieder alles gut gemacht und sich höchst gekonnt mit dem deutschen Ordnungsamt angelegt. Wir waren das einzige am Gehsteig geparkte Team, dass ohne Knöllchen die Heimreise antreten konnte.
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Zum Endresultat: Wir sind natürlich hochzufrieden mit dem Ergebnis. Mit dem 9. Platz haben wir uns sicher für das Finale qualifiziert. Nach vorne wird die Luft aber dann schon sehr dünn und für Travemünde (Finale vom 22.-25.7. – Anm.) ist für uns eine Steigerung nicht nur möglich, sondern auch Pflicht. Dass sich alle drei bisher angetretenen österreichischen Crews (das UYCAs Team zog als 11. ebenfalls ins Finale ein, der BYC bereits einige Wochen davor in Portugal) in ihren Qualifiern für das Finale qualifizierten, zeigt aber auch, dass die heimischen Teams mittlerweile internationales Format genießen. Ein Umstand der nicht nur, aber vor allem dem Umstieg auf die attraktive J70-Klasse in der heimischen Bundesliga zu verdanken ist.